Zum Hauptinhalt springen

Wenn die Post (nicht) abgeht

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Manches Mal quält man sich gern; treibt ein Psychospielchen mit sich selbst. Nein, ich habe mich nicht dem orangegetönten Taxi ausgesetzt. Wäre ja noch blöder . . .

Wer sich Dienstag am Fußballabend vom Pay-TV nicht gängeln lassen wollte, musste mit dem Teletext vorlieb nehmen. Ich machte mir das starr-sinnige Vergnügen, auf Seite 223 der Tore, die da fallen sollten, frohgemut zu harren; in der Hoffnung, die Post auf dem grünen Rasen möge bald abgehen. Bis zur 27. Minute dauerte es, bis das erste Tor fallen wollte. Dann vergingen nochmals acht Minuten bis der Ball ein weiteres Mal im Netz zappelte - im Fußball eine halbe Ewigkeit. Als zur Halbzeit in acht Spielen nicht mehr als gerade eben sieben Törchen gefallen waren, kehrte ich den imaginären Schauplätzen zwischen La Coruna und Kiew den Rücken, um mich auf einen ganz bestimmten Schauplatz voraus zu freuen.

"Am Schauplatz" (ORF 2) sollte diesmal die Post abgehen. "Ein Bus nach nirgendwo" war diese beschauliche halbe Stunde von Heidi Lackner und Peter Liska etwas überdrüber untertitelt. Sie war so liebevoll unspektakulär gestaltet, dass man, täte man's nicht eh in aller freiwilligen Regelmäßigkeit, wieder Lust bekommen hat, mit dem Postbus übers Land zu fahren - mit viel (Warte-)Zeit im Gepäck. Hier begleitete man den zeitweise einzigen Fahrgast, einen fidelen Bergbauern, von Osttirol nach Kärnten und retour, war als singendes Schulkind voll mit dabei - da wurden Erinnerungen wach! - oder freute sich mit den älteren Damen, wenn sie bei der Suche nach einer Ansprach' im Postbus fündig wurden. Luxus auf Rädern für viel Zeit und wenig Geld.