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Dass Marcel Hirscher momentan eine rot-weiß-rote One-Man-Show abliefert, mag diesen gewiss nicht irritieren, schließlich fahren auch Skistars zu allererst für sich, dann (mit großem Abstand) für ihre Nation und schließlich (mit Respektabstand) für ihren Skistall. Dennoch müssen angesichts der jüngsten Weltcup-Ergebnisse nun zwischen Montafon und Hohe-Wand-Wiese endgültig alle Alarmglocken schrillen. Denn was sich in den vergangenen Jahren schon abgezeichnet hat, tritt derzeit wie das Almgrün auf den heimischen Pisten an die Oberfläche: Österreich hat ein riesiges Problem in der skifahrenden Breite - und wo eben keine Breite, da auch keine Spitze. Hirscher hat seit Jahren als Ausnahmerscheinung die Fehlentwicklungen (vor allem im Slalom) zugedeckt, und gerade weil der Salzburger die einsame Systemausnahme ist, wird die Regel bestätigt, dass aus dem Nachwuchs zu wenig Talente nachkommen. Die Ursachen sind naturgemäß vielfältig: Überteuerte Lifttarife, die es vielen unmöglich machen, der Pistengaudi zu frönen, dienen dabei vielen als (nur halbrichtige) Ausrede - denn auch in den 80er Jahren haben Tageskarten schon mehr als 100, 150 Schilling gekostet. Dafür hieß es dann aber stundenlang beim Einser-Sessellift anstellen. Generelle Unsportlichkeit und andere Interessen der Jugend sind da schon eher zutreffend - detto mangelnde Förderung: Statt wie einst drei Mal fahren Gymnasiasten in ihrem Schulleben heutzutage gar nicht mehr auf Skikurs. Und in Wien wurden gerade traditionelle Schulskitage gestrichen. So verschärft sich das Problem von Generation zu Generation - denn den Kindern wird diese das Land prägende Kulturtechnik von ihren Ski-fernen Eltern auch immer seltener vorgelebt. Dass es vielleicht bald keinen österreichischen Ski-Star à la Hirscher gibt, ist sehr wahrscheinlich - bedauerlich ist es dann, wenn es der breiten Öffentlichkeit gleichgültig wäre.