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Wenn es am "schönsten" ist

Von Christina Böck

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Es war kein leichtes Erbe, das Nicolas Schafhausen 2012 übernommen hat. Zu offen klaffte noch die Wunde, die die Vorwürfe der Malversationen seines Vorgängers Gerald Matt gerissen hatten. Letzterer ist mittlerweile rehabilitiert und erhielt dieser Tage gar das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien. Schafhausen hingegen hat am Mittwoch bekanntgegeben, er werde seinen Vertrag als Direktor der Kunsthalle 2019 vorzeitig beenden.

Als Grund gab Schafhausen an: "In der derzeitigen nationalistischen Politik in Österreich und der europäischen Situation sehe ich die Wirkungsmächtigkeit von Kulturinstitutionen wie der Kunsthalle Wien für die Zukunft infrage gestellt." Es drängt sich die Frage auf: Wenn die Wirkmächtigkeit von Institutionen wie der Kunsthalle infrage gestellt wird, müsste man nicht gerade dann als Direktor selbstbewusst entgegentreten?

Schafhausen will "gehen, wenn es am schönsten ist". Dass das jetzt ist, überrascht. Von Kritikern wurden seine verkopft-politischen Ausstellungen durchwachsen bewertet, Künstler mit Strahlkraft großteils vermisst. Die Besucherzahlen schrumpften von 2015 auf 2016 um fast zehn Prozent. Bei der diesjährigen Jahrespressekonferenz wurden die Zahlen gar nicht mehr übermittelt.

Man wird das Gefühl nicht los, dass es andere Gründe haben könnte, dass Schafhausen direkt zum Regierungswechsel in Wien das Handtuch wirft. Politische Drohszenarien heraufzubeschwören, riecht nach etwas sehr billigem Vorwand.