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Wenn Familienclans die Politik bestimmen

Von Klaus Huhold

Politik

Bei Präsidentenwahl sind Diktatorensohn Ferdinand Marcos Jr. und Präsidententochter Sara Duterte-Carpio ein Team.


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Isko Moreno ist in einem Slum aufgewachsen und sammelte Müll, um seine Eltern zu unterstützen. Doch sein Leben nahm eine Wende, als ihn ein Talentscout aus der Filmindustrie entdeckte. Moreno wurde Schauspieler und berühmt, sowohl als Actionheld als auch als Mädchenschwarm in Romanzen.

Später nutzte er seine Popularität, um in die Politik einzusteigen. Heute ist der 47-Jährige Bürgermeister der Hauptstadt Manila. Doch damit hat er noch nicht genug: Moreno tritt nun auch als Kandidat bei den philippinischen Präsidentenwahlen an.

Morenos Lebenslauf ist einerseits untypisch für die philippinische Politik: Denn die meisten Politiker des südostasiatischen Inselstaats kommen aus wohlhabenden Dynastien. Andererseits passt die Geschichte Morenos auch gut zu seiner Heimat: Denn dort wird die Politik oft mit einer Seifenoper verglichen.

Während für die Öffentlichkeit eine bunte Show mit vielen Versprechen inszeniert wird, treffen verschiedene Clans und Netzwerke in Hinterzimmern geheime Absprachen. Dabei werden Bündnisse oft genau so schnell geschmiedet, wie sie wieder gebrochen werden, und Politiker wechseln die Partei so schnell wie ihr Unterhemd, wenn sie sich davon einen persönlichen Vorteil erhoffen.

Eine Art Kartell

Das zeigt sich bei der Präsidentenwahl, die zwar erst im Mai kommenden Jahres stattfindet, die aber jetzt schon die Schlagzeilen im Land beherrscht. Hier bekommt es Moreno unter anderem mit Ferdinand Bongbong Marcos Jr. zu tun, seines Zeichens Sohn des einstigen Diktators Ferdinand Marcos. Und Moreno werden trotz seiner Popularität als Schauspieler nur wenige Chancen gegen Marcos Jr. eingeräumt - weil hinter dem Despotenspross ein mächtiges Netzwerk aus verschiedenen Clans steht.

Zuallererst wären da einmal die Dutertes zu nennen. Der für seinen Anti-Drogen-Krieg berüchtigte Rodrigo Duterte darf nicht ein zweites Mal antreten, weil die philippinische Verfassung nur eine Amtszeit gestattet. Dafür ist seine Tochter Sara Duterte-Carpio im Rennen. Diese kandidiert als Vizepräsidentin, wobei dieses Amt auf den Philippinen in einem gesonderten Entscheid vom Volk gewählt wird.

Duterte-Carpio, derzeit Bürgermeisterin der Großstadt Davao, ist bereits ein Bündnis mit Marcos Jr. eingegangen. Sie hat zuletzt auch die Partei gewechselt und ist der Lakas-CMD beigetreten. Das ist wiederum die Partei von Ex-Präsidentin Gloria Arroyo. Und mit Joseph Estrada hat sich nun ein weiterer Ex-Präsident hinter Marcos Jr. und die Duterte-Tochter gestellt.

Rodrigo Duterte, der zumindest in der Öffentlichkeit nicht immer einer Meinung mit seiner Tochter ist, unterstützt mittlerweile ebenfalls dieses Duo. Dabei hatte Duterte zunächst noch große Sympathien für Moreno gezeigt und davon gesprochen, dass ein Kandidat, der aus einer bekannten Familie stamme, ein Kokainabhängiger sei. Viele sahen darin eine Anspielung auf Marcos Jr., der daraufhin - so wie auch andere Kandidaten - ein negatives Ergebnis eines Drogentests vorwies.

Marcos Jr. hat jedenfalls immer wieder die harte Politik von Duterte, dessen Anti-Drogen-Krieg tausende Menschenleben forderte, gelobt. Duterte ist in seiner Heimat noch immer sehr populär. Dass Duterte, der aber unberechenbar bleibt, nun Marcos Jr. unterstützt, macht diesen noch einmal stärker.

Eine Tragödie

Für viele Akteure der Zivilgesellschaft aber ist eine Marcos-Duterte-Präsidentschaft, die noch dazu ein derartiges Kartell hinter sich hat, keine Seifenoper mehr, sondern eine Tragödie. Sie fürchten, dass sich nun noch mehr Macht in wenigen Händen bündelt und dadurch die Korruption steigt. Zudem droht die Marcos-Diktatur - während der zwischen 1965 und 1986 zehntausende Oppositionelle und Rebellen gefoltert und laut Amnesty International 3.000 Regimegegner getötet wurden - immer mehr verklärt zu werden.

Der Versuch, die Kandidatur von Maros Jr. wegen verabsäumter Steuererklärungen zu verhindern, scheiterte aber bisher. Erst am Montag hat die Wahlkommission ein derartiges Ansinnen abgelehnt.