Pleiten von Banken oder Staaten würden Nationalbanken hohe Ausfälle bescheren. | In entwickelten Währungsräumen gilt die Insolvenz einer Zentralbank dennoch als unwahrscheinlich. | Wien. Diese Woche war es wieder einmal so weit: Der Vize-Sheriff von Zimbabwes Hauptstadt Harare lud zur Versteigerung von - unter anderem - 20.945 Eggen, 54 Pflanzmaschinen, 1639 Ackerfräsen und 1516 Karren, wie die Zeitung "The Zimbabwean" berichtet. Bemerkenswert ist, dass die Geräte nicht aus der Konkursmasse eines Landwirtschaftsbetriebs stammen, sondern aus der einer Nationalbank. Die Reserve Bank of Zimbabwe hatte diese für die Regierung gekauft und weitergegeben - und ist nun bankrott.
Angesichts der zunehmenden Menge an problematischen Wertpapieren auf ihren Bilanzen taucht immer wieder die Frage auf, ob auch westliche Zentralbanken pleite gehen könnten. Schließlich haben die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed und die Bank of England im Zuge der Finanzkrise den Banken Milliarden an Risiken abgenommen.
Griechenland auch fürEZB ein Sorgenkind
Werden diese schlagend, würde das große Löcher in die Bilanzen der Währungshüter reißen. In Europa kommt noch dazu, dass die EZB angeblich 60 bis 65 Milliarden Euro an Griechenland-Papieren in ihren Büchern hat. Schlittert das hochverschuldete Land - auch nur teilweise - in die Pleite, wären die Zentralbank massiv betroffen.
Dass die EZB oder eine der Nationalbanken der Eurozone pleitegeht, gilt dennoch als unwahrscheinlich. Notenbanken können - vereinfacht gesagt - Geld drucken und sich damit aus eigener Kraft finanziell über Wasser halten.
Wie der renommierte Ökonom Willem Buiter bereits 2008 in einem viel zitierten Papier dargelegt hat, könnte dies jedoch irgendwann einmal an Grenzen stoßen - nämlich, wenn die durch das viele frische Geld geschürte Inflation überhand nimmt. Das Problem der Reserve Bank of Zimbabwe dürfte nicht zuletzt gewesen sein, dass das Geld, das sie druckte, bei einer Jahresinflationsrate von mehr als 100.000 Prozent nichts mehr wert gewesen ist. Gelddrucken alleine genügt auch nicht, wenn große Teile der Verbindlichkeiten in fremden Währungen aufgenommen worden sind oder - durch ihre spezielle Ausgestaltung - eins zu eins mit der Inflationsrate zunehmen. Reicht das Gelddrucken nicht mehr aus, können Nationalbanken jedoch immer noch darauf hoffen, dass ihre jeweiligen Heimatstaaten allfällige Löcher in den Bilanzen mit frischem Kapital auffüllen. Die EZB hat bereits Ende 2010 ihr Grundkapital von 5,76 auf 10,76 Milliarden erhöht. Das Kapital soll von den einzelnen Mitglieds-Nationalbanken in Raten bis Ende 2012 einbezahlt sein.
Nationalbank willReserven bilden
Die Oesterreichische Nationalbank drängt seit längerem darauf, nicht 90 Prozent ihres Gewinns an den Bund ausschütten zu müssen. Sie würde das Geld lieber zur Stärkung ihrer Reserven behalten.
Obwohl die Bilanzsummen der Notenbanken wegen der Maßnahmen gegen die Finanzkrise massiv angestiegen sind, wirkt das Gesamtvolumen im Vergleich zur Wirtschaftsleistung der jeweiligen Währungsräume noch einigermaßen kontrollierbar (siehe Grafik). Zum Vergleich: Kärnten hat mit einem Jahresbudget von rund zwei Milliarden Euro einst der Hypo Alpe Adria mehr als zwanzig Milliarden Euro an Landeshaftungen eingeräumt.
Dass letztlich der Staat für seine Nationalbank einspringen muss, hat mittlerweile auch die Führung in Zimbabwe erkannt. Laut "The Zimbabwean" hat Präsident Robert Mugabe Zentralbank-Schulden von einer Milliarde Dollar in Staatsschulden umgewandelt.
Ein Crash-Szenario inklusive
+++ Nowotny: 'Dauerhafte Lösungen brauchen ihre Zeit'
+++ Deutsche Doppelrolle: Zahlmeister und Profiteur
+++ Möglichkeit der Staatsinsolvenz in drei Ländern