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Die Briten sind nicht so leicht zu erschüttern. "Keep calm and carry on", sagen sie ja. Als also dieser Tage die Kriegs-TV-Serie "Unsere Mütter, unsere Väter" in der BBC lief, kam es keineswegs zu wütenden Kritiken wie zuvor etwa in Polen oder auch in den USA. Dort fand man es fragwürdig, dass der Mehrteiler sich nicht nur als kollektives Nazi-Schuldbekenntnis verstand. Die "Times" ätzte lediglich, der Film sollte wohl eher "Die guten Deutschen" heißen.
Ähnlich leger geht man mit dem kalkulierten Aufreger des heurigen Eurovision Song Contest um. Und der stammt ausgerechnet aus: Österreich. Der "Guardian" stellte nun Conchita Wurst den Engländern vor - unter dem Titel: "Macht diese österreichische Drag Queen den Song Contest zu einem ,Sündenpfuhl der Sodomie‘"? Dabei fasste die Zeitung launig zusammen, dass eher sehr konservative Kreise sich schon gegen den Auftritt der bärtigen Sängerin ausgesprochen haben. Und zwar vor allem osteuropäische sehr konservative Kreise. Was den Graben zwischen West- und Osteuropa beim Song Contest vertiefen könnte. Geschmeidiger Nachsatz: Das ist übrigens beim Song Contest immer so.
Diesmal ist also der österreichische Kontestant für ein bisschen Glamour-Europa-Diskurs gut. Das hat Conchita Wurst ganz gut hingekriegt. Denn Vorab-PR ist natürlich unendlich wichtig, wenn man per Zuschauer-Voting ins Finale kommen will. Zumindest ein paar Briten kennen die Wurst nun also schon. Und ihren Song auch, also zumindest wissen sie, dass der "Guardian" meint, er klinge wie der Soundtrack für einen Transvestiten-Bond.