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Geplant sind 100 neue Flughäfen. | Flugzeugbauer streiten erbittert um Hoffnungsmarkt. | Peking. (afp) Nur zehnJahre ist es her, da bevölkerten fast ausschließlich Regierungsfunktionäre Chinas Flughäfen. Wer heute den Pekinger Airport besucht, trifft auf Geschäftsleute, Familien und Schulmädchen, die Barbie-Koffer durch die Eingangshalle ziehen. Die chinesische Luftfahrtindustrie boomt - und das vor allem dank der zahlreichen Privatreisenden.
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Rund 121 Millionen Passagiere sind im vergangenen Jahr in China geflogen. Damit ist der Luftfahrtmarkt im Reich der Mitte der drittgrößte der Welt - und er bietet enorme Wachstumsraten - von 2003 auf 2004 stieg diue Zahl der Passagiere um 16 Prozent. Um die Anteile an diesem Kuchen wetteifern die Luftfahrtkonzerne Airbus und Boeing.
Im Kampf um die Spitzenstellung auf dem Weltmarkt könnte China für den europäischen Flugzeugbauer Airbus und seinen US-Konkurrenten Boeing zum entscheidenden Faktor werden. Airbus schätzt die möglichen Verkäufe in den kommenden beiden Jahrzehnten auf 1.600 Maschinen, Boeing sogar auf 2.000. Der US-Flugzeugbauer hat derzeit in China mit einem Marktanteil von 60 Prozent die Nase vorn. Airbus kommt auf 28 Prozent, legt aber steig zu.
Bald eine halbe Milliarde Fluggäste?
Beide Konzerne bauen dabei auf Passagiere wie Yip Guijing. Die rüstige 72-Jährige ist gerade mit ihrem Mann in Peking gelandet, nach dem zweiten Flug in ihrem Leben. "Jeder sollte zumindest einmal in seinem Leben fliegen", sagt sie überzeugt.
Auf diese Entwicklung hoffen auch Luftfahrtexperten: "Wenn jeder Chinese mindestens einmal im Jahr fliegen kann, wird China ohne Zweifel die USA als größten Luftfahrtmarkt der Welt überrunden", sagt Li Yanhua von der Universität in Tianjin.
Experten träumen bereits von jährlich mehr als einer halben Milliarde fliegender Chinesen bis 2020, das wären mehr als vier Mal so viele wie heute.
Die chinesische Regierung tut was sie kann, um den Boom zu unterstützen: In den kommenden 15 Jahren sollen hundert neue Flughäfen gebaut werden. Das Wachstum ist so rasant, dass Piloten aus Ländern wie Brasilien angeheuert werden müssen, da die Chinesen mit der Ausbildung nicht nachkommen.
Markt stark reguliert - Inlandsflüge teuer
Doch bis der Markt sich wirklich öffnet, müssen noch einige Schranken fallen. Zum Beispiel die hohen Importzölle von 23 Prozent. Die müssen Luftfahrtgesellschaften für den Kauf ausländischer Maschinen drauflegen. Und sie haben kaum Ausweichmöglichkeiten, da China noch fast keine eigenen Maschinen baut. Auch die staatlich kontrollierten Kerosinpreise liegen um ein Drittel höher als in den USA. Dafür sind die Personalkosten deutlich niedriger. Chinesische Inlandsflüge kosten damit paradoxerweise oft noch genauso viel wie Flüge nach Europa.
Bis die meisten der 1,3 Milliarden Chinesen sich Flugtickets leisten können, ist es noch ein langer Weg. Bis dahin werden Langstrecken-Reisen in China ein bekanntes Bild bieten: Züge vollgestopft mit Menschen, die Sonnenblumenkerne kauen, Karten spielen oder Tee trinken, während sie mit ihren Nachbarn plaudern.