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Das tat richtig weh. Ausgerechnet Joseph Blatter, mächtiger wie umstrittener Boss des Weltfußballverbandes Fifa, teilte gegenüber der Uefa ordentlich aus. Diese will den 78-jährigen Schweizer, der sich seine Amtszeit eigenhändig verlängert hatte, bekanntlich im kommenden Mai aus dem Amt hieven, ist aber offenbar weit davon entfernt, einen ernsthaften Konkurrenten für Blatter aufzustellen. Und erntet daher den ganzen Spott des Fifa-Bosses. In einem CNN-Interview meinte Blatter unverhohlen, dass die Uefa ihn definitiv loswerden wolle, aber weder der Verband noch Präsident Michel Platini hätten den Mut, einen Kandidaten aus den eigenen Reihen zu nominieren. Das sitzt. Und offenbart die ganze Ohnmacht des sportlich zwar bedeutendsten, aber sportpolitisch impotent gewordenen Kontinentalverbandes. Denn Blatter hat sich in den vergangenen Jahren seine Hausmacht in Asien, Afrika und Ozeanien aufgebaut und dank dieser Stimmen schon jetzt die Mehrheit bei der Präsidentenwahl gewiss. Ihm bei seinem Stimmenfang illegale Machenschaften nachzuweisen ist ebensowenig gelungen, wie der Versuch, Katar die unter dubiosen Umständen zugeschanzte WM wieder wegzunehmen. Auch da waren die Europäer die treibende Kraft. Welche Europäer eigentlich? Es ist auch die mangelnde Geschlossenheit, die die Uefa als machtlosen und zerstrittenen Haufen darstellen lässt. Russland, Gastgeber der WM 2018, wird etwa keinen Finger rühren, um Blatter in irgendeiner Weise zu schwächen. Doch selbst der Weltmeister gibt kein taugliches Zugpferd ab: "Blatter wird wiedergewählt, da können sich England und Deutschland auf den Kopf stellen", konstatierte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Ein Eingeständnis des Scheiterns.