Österreichs Markt für privates "Venture Capital" im internationalen Vergleich überschaubar.
| Family, Friends & Fools oft entscheidende Finanzierungsquelle.
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Wien. Die beste Geschäftsidee ist wertlos, wenn das Geld fehlt, um sie auszuführen - eine Binsenweisheit, die für viele Start-Ups eine beträchtliche Hürde darstellt. Denn Risikokapital, das in den USA Giganten wie Google, Yahoo oder Facebook erst groß werden ließ, ist hierzulande eine Mangelware. Dass es heimische Jungunternehmen gerade in der IT dennoch immer wieder schaffen, auf einen Wachstumskurs einzuschwenken, ist nicht zuletzt zwei Umständen zu verdanken: Förderungen - und Narren.
"Es gibt beim Aufbau eines Unternehmens viele Hürden - aber ohne finanziellen Rückhalt geht selbst die beste Idee den Bach hinunter": Stefan Poledna, Vorstand der Wiener TTTech Computertechnik AG, weiß
um die Problematik der Kapitalknappheit Bescheid. Der IT-Unternehmer stand 1998 mit seinen Partnern stand vor ähnlichen Schwierigkeiten wie viele andere seiner Zunft, wie er am IT-&Beratertag der Wirtschaftskammer erläuterte. Und doch gelang es ihm, diese Hürde zu meistern - indem er mit seinen Partnern eine Million Euro von Banken, aus Erspartem und nicht zuletzt persönlichen Förderern, die er liebevoll als "Family, Friends & Fools" bereichnet, aufstellte. Eine Gruppe, die in der heimischen IT-Landschaft nicht selten als letzte verbleibende Finanzierungsquelle angezapft wird.
Denn in Österreich fehlt es an jenem privaten Kapital, das in vielen hochentwickelten Industrienationen Jungunternehmern dabei hilft, eine kritische Größe zu erreichen. 127 Millionen Euro wurden Daten der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation AVCO zufolge im Jahr 2010 an privatem Wachstumskapital, also Private Equity und Risikokapital (VC), ausgeschüttet, davon gingen nur 14,3 Prozent oder 18,1 Millionen Euro in die Computer-Branche. Ein Betrag, der verschwindend gering erscheint, wenn er beispielsweise in Relation mit Finnland (175 Millionen Euro allein an Risikokapital) oder gar mit dem High-Tech-Mekka Israel gesetzt wird, wo 2010 Risikokapital in Höhe von fast einer Milliarde Euro investiert wurde.
"Der Kapitalmarkt ist in Österreich geradezu unterentwickelt, insbesondere der risikoträchtige Zweig", beklagt auch Peter Kotauczek, Präsident des Verbandes der Softwareindustrie (VÖSI). "Die Kleinen kriegen kein Risikokapital, sie können nicht längerfristig ansparen, weil die Gewinnmargen im IT-Geschäft seit Jahren schrumpfen. Daher kann keine Eigenkapitalbildung in nennenswertem Maße stattfinden", so Kotauczek. Die Problemlatik liegt dabei offenbar auch darin, dass es zwar einzelne VC-Anbieter in Österreich gibt, aber die Attraktivität des Marktes zu wünschen übrig lässt. "Kaum ein VC-Fondsmanager ist mit den österreichischen IT-Unternehmen reich geworden", erzählt Wieland Alge, Mitgründer der phion AG und Manager bei Barracuda Networks. Der Strahlkraft großer globaler Erfolgsgeschichten aus Österreich, die nicht nur in kleinen Nischen am Weltmarkt glänzen, fehle, ist Alge überzeugt. Und das führe auch zu einem im Vergleich zu Israel ausgetrockneten VC-Markt.
Förderungen als Alternative
Was bleibt vielen Jungunternehmen also anderes übrig, als sich im Familien- und "närrischen" Bekanntenkreis ans Geldeintreiben zu machen? Eine Alternative sind zweifellos Förderungen. "Ich glaube, dass es sogar genug Geld gibt", entgegnet Thomas Neubauer, Gründer der Wiener Softwarefirma Symena, "man kennt sie nur nicht". Paul Hemetsberger, Betreiber des Online-Wörterbuchs dict.cc stößt ins selbe Horn: "Was ich so von meinem Umfeld höre, scheint es – zumindest für Kleinunternehmer - doch sehr viele Förderungsmöglichkeiten zu geben. Man muss nur wissen, wie man das anzapfen kann", so der Web-Entwickler.
Mit einer Vielzahl an Förderprojekten ist dabei die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) oftmals die erste Anlaufstelle für (IT-)Jungunternehmer. Insgesamt wurden im Vorjahr laut aws-Bericht 6.539 Projekte gefördert, das Volumen an Kleinkrediten betrug 66 Millionen Euro. Doch es gibt auch andere Förderungen, etwa von der öffentlichen Hand oder auch dem AMS. Bemängelt wird von der Wirtschaft lediglich immer wieder der bürokratische Hürdenlauf, der mit Förderungsanträgen häufig verbunden ist. Wer sich das ersparen will, dem bleibt freilich nur die Hoffnung auf die Business Angels: Private Investoren, die Risikokapital oder Beteiligungskapital in aufstrebende Unternehmen stecken. Oder eben doch der Weg zu Family, Friends & Fools.
Förderdatenbank
Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation AVCO