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Wenn O.J. Simpson es getan hätte: Geplanter Touchdown wird Bauchfleck

Von Ronald Schönhuber

Analysen

Wien. Das Projekt sei nicht gut durchdacht gewesen, begründete Medien-Tycoon Rupert Murdoch die Absetzung der fiktiven Mord-Beichte von O.J. Simpson. Am 27. und 29. November hätte der Ex-Football-Star, der 1995 in einem spektakulären Prozess vom Mord an seiner Ex-Frau und deren Liebhaber freigesprochen wurde, auf dem Murdoch-Sender Fox erzählen sollen, wie es gelaufen wäre, "wenn ich es getan hätte". Für den 30. November war die Erscheinung eines Buchs mit dem gleichnamigen Titel geplant, das nun auf Grund von empörten Protesten ebenso abgesetzt wurde wie die Interviews.


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Und auch wenn der mit vielen Wassern gewaschene und stets auf Einschaltquoten-Maximierung bedachte Medien-Zar Murdoch vielleicht nicht mit soviel Widerstand gerechnet hat, wenig durchdacht war das Ganze wohl nicht.

Schließlich erwies sich der afroamerikanische Sport-Star während des Prozesses zwischen Jänner und Oktober 1995 als wahrer Quotenbringer. Mehr als hundert Verhandlungstage wurden im Fernsehen übertragen. Sex und Crime, ein Publikumsliebling unter Mordverdacht und ein Blick hinter die glitzernden Kulissen der Stars - das garantierte Aufmerksamkeit, zumal auch noch die Möglichkeit bestand, einem von ganz oben beim sehr tiefen Fall zusehen zu können.

Und dass sich der schnelle Dollar und hohe Quoten zudem ganz gut im Rahmen von Fortsetzungen machen lassen, die auf etablierte Konzepte zurückgreifen, ist wohl nicht nur Hollywood, sondern auch dem Medienprofi Murdoch mehr als bewusst. Zu guter Letzt kam auch der Zeitpunkt für die Ausstrahlung und die Buchveröffentlichung wohl nicht ganz zufällig.

Ende November stellen die US-Medienforscher traditionell ihre Detailerhebung der Einschaltquoten an. Anhand der Mediadaten aus diesem so genannten "November Sweep" werden die Preise für TV-Werbespots berechnet, weswegen derzeit alle Sender ihre Quote nach oben treiben wollen. Zusätzlich floriert kurz vor Weihnachten das Geschäft im Buchhandel.

Dass der gebürtige Australier, der ja als Herausgeber von englischen Tabloids wie der "Sun" nicht unbedingt für seine Zimperlichkeit bekannt ist, jetzt zurückrudert, liegt wohl daran, dass die Veröffentlichung den Geschäften mehr geschadet als genutzt hätte.

Denn die Öffentlichkeit nahm das Projekt weithin nicht als einen Beitrag zur Wahrheitsfindung auf, sondern als Beleg für die gewissenlose Profitgier Simpsons - für das Buch soll er 3,5 Millionen Dollar bekommen haben - und seiner Medienpartner auf. Viel Geld, das nach Meinung vieler Amerikaner ohne Rücksicht auf die Hinterbliebenen der Opfer verdient wird. Selbst der konservative Fox-Moderator Bill OReilly holte gegen den eigenen Sender aus und sprach von einem "Tiefpunkt der amerikanischen Kultur". Und der Umstand, dass ein Großteil der US-Bürger Simpson nach wie vor für schuldig hält, macht das Buch für sie zum Affront.