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Wenn schon Bann, dann richtig

Von Christoph Rella

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Präsident des internationalen olympischen Komitees (IOC) zu sein, ist kein beneidenswerter Job. Zumindest nicht in diesen Tagen. "Was wir auch tun, es wird Kritik geben", hatte Thomas Bach schon im Mai mit Blick auf den Umgang mit Doping-Sündern aus Russland gemeint - und er hat recht. Gewiss wäre ein Beschluss, das russische Olympia-Team von den Spielen in Rio zu verbannen, nachvollziehbar, aber es würde auch Unschuldige treffen - jene sauberen Sportler, die beim Staatsdoping nicht mitgemacht haben, aber nun das Bortsch mit auslöffeln müssen. Vor diesem Hintergrund ist daher wohl auch die Nicht-Entscheidung des IOC am Dienstag zu sehen.

Tatsächlich wäre die Lösung, die Athleten, die eh schon von ihren gedopten Kollegen teamintern betrogen wurden, nun ein zweites Mal zu bestrafen, weder fair noch einfallsreich. Aber was will man machen, scheint es doch so, dass immer die Mehrheit für die Taten einiger weniger - im Fall Russland wohl vieler - schwarzer Schafe büßen muss. Schlag nach bei den Bankenrettungen der vergangenen Jahre, beim jüngsten Steuerskandal um die "Panama Papers" oder bei der Bekämpfung des Terrorismus. Anstatt dass die gesetzten Maßnahmen Sicherheit gebracht hätten, bescherten sie doch nur noch mehr Kontrolle und Hemmnisse für alle.

Doping wird sich nie verhindern lassen, genauso wenig wie die Gründung von Offshore-Firmen oder Terrorakte à la Nizza. Was man aber tun kann, ist, einmal ausnahmsweise nicht die Masse zu bestrafen, sondern diejenigen, die den Schaden angerichtet haben. Wenn schon jemand bei Olympia Betretungsverbot haben sollte, dann doch Russlands (rücktrittsreifer) Sportminister Witali Mutko. Dass dies das IOC auch so sieht, ist einmal ein guter Anfang. Präsident Bach wird hoffentlich noch mehr einfallen.