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Wenn Schüler im Mistkübel sitzen

Von Mathias Ziegler

Politik

Studie zu Gewalt in Lehranstalten. | Fast jeder zehnte wird schikaniert. | Wien. (maz) Nach der Messerstecherei in einem Wiener Polytechnikum ist das Thema Gewalt in der Schule in den Vordergrund gerückt. "Auch wenn die Aggression an heimischen Schulen im internationalen Vergleich nicht hoch ist, so stellt Gewalt ein ernst zu nehmendes Problem dar", meint Christiane Spiel, Dekanin der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Wie eine am Donnerstag vorgelegte Studie der Fakultät belegt, wird fast jeder zehnte Schüler von Mitschülern regelmäßig körperlich attackiert, bis zu 25 Prozent berichten von regelmäßigen verbalen Beleidigungen.


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In den vergangenen fünf Jahren haben Moira Atria und Dagmar Strohmeier unter der Leitung Spiels insgesamt 2184 Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren (4. bis 11. Schulstufe) über verbale Übergriffe, physische Attacken und soziale Ausgrenzung durch Mitschüler befragt. "Die Ergebnisse sind eindeutig", meint Spiel. Zehn Prozent der befragten Schüler gaben an, unter Gewaltattacken durch Mitschüler zu leiden - Gruppenschlägereien gehören ebenso dazu wie hinterhältige Attacken, bei denen einzelne Mitschüler etwa in den Mistkübel im Klassenraum gesetzt werden.

Keine Unterschiede zwischen Schultypen

Wobei laut Strohmeier keine systematischen Unterschiede zwischen den einzelnen Schultypen festgestellt werden konnten. "In den meisten Schulen - egal ob Hauptschule oder AHS - fanden wir sowohl Klassen, in denen fast die Hälfte der Schüler unter Schikanen litt, als auch solche, in denen Gewaltakte keinen Nährboden fanden", berichtet Strohmeier.

Es hänge vom Verhalten aller Schüler und der Lehrer ab, ob in den jeweiligen Klassen Aggressionen innerhalb der Gruppe gefördert oder unterdrückt werden. Hier müsse nach Meinung Spiels angesetzt werden. "Internationale Studien, insbesondere aus Norwegen und Großbritannien, zeigen, dass Gewalt an Schulen verhinderbar ist", betont die Psychologin. Dazu sei aber eine konsequente Gesamtstrategie nötig.