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Wenn Spieler alles geben

Von Francesco Campagner

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Einst, in jenen Zeiten, als Internet und Satellitenfernsehen sogar für Visionäre noch undenkbar erschienen, war alles anders. Da konnte der Fußball noch als echter Männersport ohne Laola- und modische Fönwellen gelten, ein Quell der Freude für Notfallärzte und Chirurgen. Nun beginnen auch Reporter zu meckern, wenn sie, wie am Mittwoch in Instanbul, nach dem Spiel Türkei gegen Schweiz von Sicherheitskräften in ein Kammerl gesperrt werden und mit handgreiflichem Einsatz am Filmen gehindert werden.

Die Prügel für die Schweizer Fußballer sorgten beim eidgenössischen Fifa-Präsidenten Blatter für Empörung; ARD-Experte Günter Netzer sah die Sache distanzierter. Früher war das normal, meinte er. "Normalität" in Istanbul bedeutete für einen Schweizer Kicker die Spitalseinlieferung, nachdem er im Kabinengang durch einen Tritt in die Genitalien verletzt wurde. Trainerlegende Giovanni Trapattoni formulierte es einst so: Spieler dürfen geschlagen vom Platz gehen, davor sollten sie aber alles geben, auch ihre "Männlichkeit". Wie das türkische Beispiel zeigt, treten auch Sieger nicht immer im Vollbesitz ihrer Virilität die Heimreise an.