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Wenn um 16 Uhr Schluss ist

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Alexandra Fellner, Communication Manager bei Ikea Österreich, hat eine 28-Stunden-Woche. Foto: Ikea

Führungskräfte in Teilzeit: Familienfreundliche Meeting-Kultur in Unternehmen kommt besonders Frauen zugute. Manchmal geht es aber eben nicht.


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Wien. Kinder, und dann - noch schlimmer - Teilzeit gelten allgemein als Karrierekiller. Davon sind vor allem Frauen betroffen, da sie üblicherweise den größeren Part der Kinderbetreuung übernehmen. Massig Überstunden, lange Sitzungen und Networking am Abend: Das Bild der Führungskraft passt nicht zusammen mit Töchtern und Söhnen, denen man versprochen hat, zum Laternenfest zu kommen oder ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen. Es geht aber auch anders, wie etwa das Beispiel von Alexandra Fellner zeigt. Die Mutter von fünfjährigen Zwillingen ist Communication Manager bem Einrichtungshaus Ikea Österreich, und zwar 28 Stunden in der Woche. Sie kann von zuhause arbeiten, wann immer sie will, freitags arbeitet sie gar nicht. "Wir haben eine familienfreundliche Meetingkultur. Besprechungen beginnen erst um 9 Uhr und enden um 16 Uhr", erzählt Fellner.

"Unternehmen, in denen es üblich ist, dass etwa Meetings zeitig in der Früh beginnen oder erst am späten Nachmittag enden, benachteiligen automatisch Mitarbeiter, die familiäre Verpflichtungen haben oder in Teilzeit arbeiten", sagt Peter Rieder, auf Diversity Management und CSR (Corporate Social Responsibility) spezialisierter Unternehmensberater in Wien.

Eine familienfreundliche "Meeting Policy" und Teleworking machen es möglich, Jobs mit Führungsverantwortung auch in Teilzeit auszuüben. Das kommt Frauen entgegen, die nach der Karenz rasch wieder in den Beruf einsteigen und in ihrer alten Position bleiben wollen.

Wenn die Grenzen verschwimmen

Manchmal geht es aber eben beim besten Willen nicht. Karin Kiedler, Leiterin der Marktforschung in der Erste Bank Österreich, hat nach der Geburt ihres Sohnes in Teilzeit gearbeitet, aber bald wieder auf Vollzeit aufgestockt. Die Grenzen zwischen Arbeiten und Privatleben seien in der Teilzeit nicht mehr erkennbar gewesen. Und das Ikea-Modell, so toll es auch sei, sei bei ihrer Tätigkeit nicht anwendbar. Denn: "Ich habe regelmäßig Gruppendiskussionen am Abend, das gehört zu meinem Job dazu", sagt Kiedler. Ihr Unternehmen biete ihr in der Vollzeit genügend Flexibilität, um den berühmten "Spagat" zwischen Kind und Karriere zu schaffen - wenngleich es mit viel Stress verbunden sei.

Katja Kienzl, Marketing-Managerin bei der Infineon Technology Austria AG, lebt in einer Patchwork-Familie mit drei Kindern. Das jüngste ist jetzt elf Jahre alt. Sie hat mehrere Jahre in leitender Funktion in Teilzeit gearbeitet und kontinuierlich aufgestockt: Von anfangs 50 Prozent des Stundenausmaßes auf 70 Prozent, dann auf 80 Prozent und schließlich vor zwei Jahren wieder auf Vollzeit.

"Ich habe einen Arbeitgeber, der das mitträgt und einen Partner, der mich unterstützt", sagt sie. der gefürchtete "Karriereknick" ist bei ihr ausgeblieben.