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Wenn Uni-Gremien im Clinch liegen

Von Heiner Boberski

Politik

Rektorswahlen als Machtprobe zwischen Senat und Uni-Rat. | Wien. Wenn eine Rektorswahl scheitert, muss es nicht nur an der Angst liegen, dass eine Frau das Rennen machen könnte, möglicherweise sind auch nur die maßgeblichen Uni-Gremien - Senat und Universitätsrat - hinsichtlich des noch amtierenden Rektors im Clinch. Das ist derzeit an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) offensichtlich der Fall.


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Der auf drei Jahre gewählte, je nach Uni aus 12 bis 24 Personen gebildete Senat ist das traditionelle Gremium an der Uni, in dem Professorenvertreter die Mehrheit stellen und ein Viertel der Mitglieder von den Studenten entsandt wird. Seine Hauptkompetenzen liegen in der Gestaltung der Studienpläne, in der Mitsprache bei Berufungen und Planungen des Rektorats und im Erstellen des Dreiervorschlags für die Rektorswahl.

Die Wahl führt aber der mit dem Universitätsgesetz 2002 als äußere Aufsichtsinstanz geschaffene, auf fünf Jahre bestellte Universitätsrat durch. Dessen Mitglieder werden bis auf eines jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und vom Senat nominiert, diese müssen sich auf das letzte Mitglied einigen. Der Uni-Rat besteht aus 5, 7 oder 9 Personen, die weder der jeweiligen Universität angehören noch in den letzten vier Jahren ein politisches Mandat ausgeübt haben dürfen.

Dass ein Uni-Rat, wie jüngst an der Wiener Boku, den Dreiervorschlag des Senats mit der Begründung, er enthalte nicht ausreichend qualifizierte Kandidaten, an den Senat rückverweist, was dieser nicht akzeptiert, hat zu einer Pattstellung geführt. Offenkundig wollte der Uni-Rat das Vorgehen des Senats, der den amtierenden Rektor Hubert Dürrstein nicht auf den Vorschlag gesetzt hatte, nicht einfach hinnehmen.

Dürrstein hatte mit seinen Plänen - zum Beispiel zur Auslagerung von Instituten nach Tulln - etliche Boku-Angehörige verärgert. Dass sich Rektoren nicht nur Freunde machen können ist klar, ebenso aber, dass sie eines gewissen Grundvertrauens ihrer Uni-Angehörigen bedürfen. Mit diesem Spannungsfeld müssen Unis und ihre Gremien zu leben lernen.