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Wenn Wegfahren zu teuer ist

Von Mathias Ziegler

Politik

Wiener ÖVP sieht Alleinerzieher vor massiven Problemen. | Laska: Länge der Ferien überdenken. | Wien. 470.000 Schüler in Wien, Niederösterreich und im Burgenland hatten am Freitag ihren letzten Schultag. Und wieder stellt sich nun für viele Eltern die Frage: Wohin mit dem Kind? "Vor allem für Alleinerzieher sind die langen Sommerferien schwierig", sagt die Wiener ÖVP-Gemeinderätin Ines Anger-Koch aus eigener Erfahrung. Die Mutter eines Vierjährigen steht auch heuer vor dem Dilemma, dass ihr Sohn neun Wochen lang beschäftigt werden will, während sie nur zwei Wochen Urlaub hat.


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"Wir fahren jetzt einmal 14 Tage gemeinsam weg, einen Monat lang geht er in den Kindergarten. Die restliche Zeit über muss ich meine Eltern einspannen", plant Anger-Koch die kommenden zwei Monate. Zwar hätte ihr Kindergarten - so wie 84 Prozent aller Wiener Kindertagesstätten - durchgehend Betrieb, sie will ihrem Sohn aber ein bisschen Abwechslung bieten. Weil er "für ein Ferienlager noch zu klein ist", bleibt nur die Oma als Alternative.

Vielen Eltern fehle neben der Zeit für einen Urlaub auch das nötige Kleingeld, um sich "ein teures Ferienlager zu leisten", beklagt Barbara Feldmann, Wiener ÖVP-Frauensprecherin. Sie fordert von der Stadtregierung mehr Ferienbetreuung in den Wiener Schulen für die Unter-Zehnjährigen. Bildungsstadträtin Grete Laska meint dazu, dass "auch im Sommer genügend Hortplätze verfügbar sind".

Tages-Programme

Was fehlt, sind offenbar gübstige Feriencamps. Momentan spielen sich die Aktionen für Kinder in den Sommerferien jedenfalls hauptsächlich tageweise ab: So bietet die Kinderwelt Wien montags bis freitags (10 bis 13 Uhr) gratis ein buntes Kinderprogramm an der Alten Donau (22., Fischerstrand 35). Auch das Ferienspiel der Stadt Wien veranstaltet Aktivitäten für Kinder aller Altersgruppen (www.ferienspiel.at, Heftbestellung: 01/4000-84 400).

Derartige Angebote können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Sommerferien für viele Eltern einfach zu lange dauern, um die Zeit sinnvoll zu überbrücken. "Auch den Kindern wird irgendwann fad", glaubt Anger-Koch.

Sommerferien zu lang?

Dem stimmt Laska teilweise zu. Als vierfache Mutter und Lehrerin kennt sie beide Seiten. "Grundsätzlich sind die langen Ferien gut. Aber auch meine Kinder haben sich am Ende wieder nach ihren Schulfreunden gesehnt", erzählt sie.

Aus pädagogischer Sicht ist Laska mit der derzeitigen Ferienordnung nicht wirklich glücklich: "Die Herbstferien, die sich viele Schulen nehmen, sind zu knapp nach den Sommer- und vor den Weihnachtsferien, dadurch ist die Schulzeit zu sehr zerhackt. Prinzipiell wäre eine Neuordnung der freien Wochen überlegenswert, vielleicht sollte man schon früher wieder ins Schuljahr starten." Will sie den heimischen Schülern womöglich etwas von den Ferien abzwacken? "Im internationalen Vergleich haben wir in Österreich weit mehr Ferienwochen als viele anderen Länder", meint Laska.