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Koch junior: Im Osten "Krimis" beim Grundstückskauf. | Erste Eröffnung in Moskau Ende des Jahres geplant. | Wien. Der heimischen Möbelhandelskette Kika geht die Auslandsexpansion nicht schnell genug. "Wenn wir könnten, wie wir wollten, wären wir schon viel weiter", beklagt Geschäftsführer Paul Koch, Sohn des langjährigen Firmenchefs Herbert Koch.
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Koch junior ist seit April 2008 in die Geschäftsführung der Kika/Leiner-Gruppe aufgerückt und kümmert sich derzeit um Einkauf und Marketing, sein Vater zeichnet vorerst weiter für die Finanzierung, Bilanzierung und Auslandsexpansion verantwortlich. In rund zwei Jahren will sich der Seniorchef ganz aus dem operativen Geschäft zurück ziehen. Bis dato ist Koch senior aber die "oberste Instanz" in der Firma, wie sein 31-jähriger Sohn im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" sagt.
Herbert Koch hat die Ostexpansion der Möbelkette vor rund acht Jahren ins Rollen gebracht und leitete die Geschicke der im Besitz der Familien Koch und Leiner stehenden Gruppe über vier Jahrzehnte.
Keine Umsatzsprünge im Osten
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 (per Ende März) hat die Gruppe mit 1,25 Mrd. Euro etwa gleich viel umgesetzt wie im Jahr davor. Vom gesättigten österreichischen Markt gab es dabei ("wenig überraschend¨) keine Wachstumsimpulse: Der Inlandsumsatz bei Kika/Leiner ist gesunken. Dies hätte durch Zuwächse in Osteuropa kompensiert werden sollen. Doch auch hier ist die Möbelgruppe nicht richtig in die Gänge gekommen.
Vor allem in Kroatien, wo Kika erst mit einem Haus in Zagreb vertreten ist, stocken die Eröffnungen, erzählt Paul Koch. Weitere zwei Einrichtungshäuser sollten schon vor der Eröffnung stehen, es gebe jedoch massive Probleme unter anderem mit Grundstücksrechten. "Beim Grundstückskauf spielen sich in Osteuropa Krimis ab."
Aber auch Schwierigkeiten mit Baugenehmigungen hemmen die geplante Expansion im CEE-Raum. Neben Kroatien ist Kika derzeit schon mit sieben Häusern in Ungarn, vier in Tschechien und zwei in der Slowakei vertreten.
In Rumänien soll der erste Kika Ende des Jahres aufsperren, in vier Jahren will Koch über zehn Häuser in dem Land verfügen. Auf der Wunschliste steht auch Serbien. Die Osteuropa-Expansion lässt sich die Gruppe über die nächsten fünf Jahre etwa 60 Mio. Euro pro Jahr kosten.
Rasche Expansion außerhalb Europas
Auch über das Franchise-System expandiert Kika kräftig weiter. Hier fließt jedoch kein eigenes Geld, die Finanzierung trägt der Franchisepartner. Kika liefert neben dem Namen das notwendige Know-how. In Riad wurde im November 2007 ein Haus mit 220 Mitarbeitern eröffnet, die Eröffnung in Dahran in Saudi-Arabien soll bald folgen, auch in Medina und Jeddah wird gebaut. Weitere Standorte hätten die Franchise-Nehmer aus Saudi-Arabien bereits in der Pipeline. Man spreche über Dubai, aber auch den Libanon, Katar oder Ägypten, so Koch. Das erste Haus in Moskau soll Ende 2008 fertig sein, weitere russische Standorte sind schon in Planung.
In Österreich ist an Expansion schon lange nicht mehr zu denken - "hier müssen wir Bedarf mit Ideen wecken", meint Koch und verweist auf seine praktische Erfahrung. "Ich bin im Möbelhaus aufgewachsen, ich bin ein alter Raumausstatter." Umsatzzuwächse sieht er im Inland lediglich bei Gartenmöbeln und Küchen durch verstärkte Service-Angebote.
Investiert wird derzeit in die Modernisierung der bestehenden Häuser, so sind etwa gerade 12 Mio. Euro in die Leiner-Filiale in Wiener Neustadt geflossen. Die Verschönerung des Leiner-Flagshipstore in Wien 7 hat 30 Mio. Euro gekostet. Die Zahl der Kika-Häuser in Österreich werde sich nicht verändern, bei Leiner "könnte sich jedoch etwas tun", kündigte Koch an.
Das Unternehmen
Die Kika/Leiner-Gruppe wurde 1910 mit dem Kauf des Leiner-Stammhauses in Sankt Pölten durch Rudolf Leiner gegründet. Sein Schwiegersohn Herbert Koch gründete 1973 die Vertriebsschiene Kika. Heute ist die Gruppe Marktführer in Österreich mit 33 Kika-Häusern und 17 Leiner-Filialen. Insgesamt beschäftigt die Gruppe in ihren 64 Häusern in fünf Ländern rund 8200 Mitarbeiter.