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Wenn Zink und Kupfer plötzlich wie Gold zu glänzen beginnen . . .

Von Helmut Dité

Analysen

Es muss nicht immer Gold sein, was glänzt - aus immer mehr Buntmetallen wurden in den letzten Jahren "Edelmetalle". Kupfer, Zink, Aluminium und auch Stahlschrott sind weltweit gesucht: Vor allem die hohe und immer noch steigende Nachfrage der Industrie aus China und Indien hat die Preise dieser Rohstoffe in die Höhe getrieben - Kupfer kostet an der Londoner Metallbörse vier Mal mehr als 2003, Zink acht Mal so viel, Aluminium fast doppelt so viel.


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Die Kurskurven der Aktien der weltweit führenden Minengesellschaften an den Börsen zeigen deshalb ebenso steil nach oben, wie die Kriminalstatistiken: In Wien hat sich die Menge des gestohlenen Materials bereits jetzt gegenüber dem Vorjahr nahezu verdreifacht, in Deutschland wurden heuer schon acht Mal so oft Schrotthändler und Baumärkte geplündert wie im Jahr 2000.

Einen Sanitärgroßhändler nördlich von Hamburg traf es jüngst trotz Stacheldraht, Kameras und Bewegungsmeldern auf dem Dach schon zum sechsten Mal, wie deutsche Medien berichten: Acht Tonnen Kupferrohre wurden abtransportiert. Wert der Beute: 125.000 Euro - der durchschnittliche Banküberfall bringt nicht so viel.

Und immer dreister geht es zu: In Berlin drohte im Frühjahr ein Wohnhaus in die Luft zu fliegen, weil Diebe die Kupfer-Gasrohre aus den Wänden gerissen hatten, einer Museumseisenbahn in Nordrhein-Westfalen fehlt nach sieben Raubzügen mittlerweile fast die komplette elektrische Oberleitung.

Hintergrund ist vor allem die weltweit boomende Stahlindustrie. In der Autoindustrie, der Energietechnik oder beim Wohnungsbau ist ebenfalls viel Kupfer gefragt - wenn man Energie übertragen will, gibt es nichts besseres als Kupfer.

Bei Österreichs Stahlriesen Voestalpine schlägt sich vor allem die Rechnung für Schrott und Zink in den Büchern nieder: Um 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr mussten die Linzer für die beiden begehrten Rohstoffe im Geschäftsjahr 2005/06 auslegen. Heuer dürfte die Rechnung noch um einen zweistelligen Millionenbetrag weiter ansteigen, vermuten Branchenkenner. Weil die Stahlnachfrage ungebrochen hoch ist, können die Linzer die höheren Kosten weitergeben.

Vor allem bei Zink sind weitere Preissprünge zu erwarten - da sind viele Spekulanten großer Hedgefonds im Markt, wie nicht zuletzt das hektische Auf und Ab der Preise auf hohem Niveau zeigt.

Und: Knappheit schaltet Konkurrenzmechanismen aus. Die EU-Kommission hat gestern 30 Unternehmen wegen Preisabsprachen bei Kupferrohren verurteilt. Firmen aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Großbritannien hätten von 1998 bis 2004 zum Schaden der Konsumenten Preise abgesprochen und wichtige Geschäftsinformationen ausgetauscht, teilten die Wettbewerbshüter mit. Sie verhängten ein Bußgeld von knapp 315 Millionen Euro - die fünfthöchste Kartellstrafe in der Geschichte der EU.

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