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"Wenn’s da keine Lösung gibt. . ."

Von Simon Rosner

Wirtschaft
© © WZ-Grafik, Moritz Ziegler, Quelle: WZ-Recherche, Foto: Fotolia

Metallgewerbe handelt sich 3,2 Prozent Lohnsteigerung aus, bei Industrie hakt es.


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Wien. Auch wenn Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Metallbranche jedes Jahr aufs Neue in den Ring um Lohnverhandlungen steigen: Manches scheint sich nicht zu ändern. Montagnacht brachte diesmal zwar schon die erste Verhandlungsrunde für das Metallgewerbe ein Ergebnis, das ein Plus von 3,2 Prozent beim Ist-Lohn vorsieht. Doch dann erklang auch schon die alte Platte: "Ein noch tragbarer Kompromiss", sagten die Arbeitgeber-Verhandler, nachdem sie im Vorjahr noch das Lied von einem "gerade noch tragbaren Kompromiss" angestimmt hatten. Vor vier Jahren war von einem "gerade noch vertretbaren Abschluss", im Jahr 2007 von einem "gerade noch vertretbaren Kompromiss" die Rede.

Dass diesmal nur eine einzige Runde notwendig war, ehe das Gewerbe (Elektro- und Metalltechniker, KFZ-Mechaniker, Installateure) einen positiven Abschluss vermelden konnte, hat auch Rainer Wimmer, den Präsidenten der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, überrascht. "Wenn es vernünftige Verhandlungspartner gibt, geht’s eben schnell", sagt er lapidar.

Der große Brocken freilich ist das Gewerbe in der Regel nicht, das ist die Metallindustrie. Und mit der spießen sich die Verhandlungen nach wie vor. Heute, Mittwoch, findet in Amstetten eine Betriebsrätekonferenz mit rund 1000 Teilnehmern statt, die nächste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern ist für 18. Oktober angesetzt.

"Wenn es da keine Lösung gibt, werden sich die Betriebsräte noch einmal treffen. Und dann schauen wir mal", sagt Wimmer. Ein Beschluss von Kampfmaßnahmen wäre wohl keine falsche Interpretation. "Man hat uns ein Angebot vorgelegt, das uns zwingt, aufzustehen", sagt Wimmer zur "Wiener Zeitung". "Die 2,26 Prozent liegen ja unter der Inflationsrate."

Signalwirkung für Industrie

Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass die Kollektivvertragsabschlüsse in der Metallindustrie mit nur einer einzigen Ausnahme (2010) stets ein paar Zehntelprozentpunkte über den Ergebnissen des Gewerbes lag. "Das ist natürlich eine Latte, die Signalwirkung hat", sagt Gewerkschafter Wimmer, der nach wie vor eine Lohnerhöhung von fünf Prozent für die rund 180.000 Arbeitnehmer in der Industrie fordert. Im Gewerbe sind etwa 190.000 Personen beschäftigt.

Diese können ab 1. Jänner mit 3,2 Prozent mehr bei Ist-Löhnen sowie plus 3,4 Prozent bei Mindestlöhnen und Lehrlingsentschädigungen rechnen. Wobei beide Seiten noch zusätzlich vereinbart haben, eine Arbeitsgruppe zum Thema Lehrlingsausbildung einzurichten. "Das ist sehr wichtig. Bei KFZ-Mechanikern geht es ja noch, aber bei Spenglern, Schlossern, Installateuren herrscht großer Bedarf", erklärt Wimmer.

Als Hauptgrund nennt die Gewerkschaft die sinkende Bereitschaft der Betriebe, Lehrlinge auszubilden. Zu verbreitet sei mittlerweile die Praxis, die ausgebildeten Kräfte der Konkurrenz abzuwerben, um sich Ausbildungskosten zu ersparen. "Da braucht es Solidarität", sagt Wimmer, der in diesem Fall ein konsensuales Vorgehen beider Seiten ortet.

Ab Mittwoch muss sich Wimmer dann wieder gänzlich dem Dissens mit der Industrie widmen, im Vorjahr hatte es vier Verhandlungsrunden sowie eines Warnstreiks bedurft, ehe eine Einigung erzielt werden konnte.

"Dabei verhandeln wir da nur mit sechs Fachverbänden, beim Gewerbe sind es elf. Dennoch war es problemloser." Sicher ist, dass es auch mit der Industrie eine Lösung geben wird. Und wenn es so weit sein sollte, wird auch dort die alte Platte aufgelegt werden. Davon ist auszugehen.