Nationale Vorräte bei Öl helfen bei Knappheit, nicht aber bei hohen Preisen. | Die Opec schweigt zum Libyen-Konflikt. | Wien. Seit die Revolution in Nordafrika auf einen der wichtigsten Öllieferanten der Region übergegriffen hat, werden Forderungen laut, auf nationale Ölreserven zurückzugreifen.
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Am stärksten drängen die USA auf das Öffnen nationaler Zapfhähne - aber auch die Internationale Energieagentur (IEA) signalisierte wegen der Libyen-Krise, den Markt mit Ölreserven zu stützen: "Unsere Mitglieder haben strategische Ölreserven im Volumen von 1,6 Milliarden Barrel. Wenn wir uns entschließen würden, täglich zwei Millionen Barrel davon freizugeben, würde uns das zwei Jahre weiterbringen."
Zum Hintergrund: Die Industriestaaten haben sich nach den Ölschock durch das Embargo arabischer Staaten in den 1970er Jahren dazu verpflichtet, Vorräte anzulegen. So können die Volkswirtschaften 90 Tage lang ohne Nachschub versorgt werden.
Kein Öl ohne IEA-Befehl
Die größten Ölvorräte horten laut Schätzungen die Vereinigten Staaten, Deutschland und Japan. Gelagert wird entweder oberirdisch in Tanks oder unter der Erde in sogenannten Tavernen. Neben den einzelnen Staaten halten zudem Mineralölkonzerne Vorräte - sie reichen im Schnitt bis zu 15 Betriebstagen.
Ob und wann die Ölreserven der Industriestaaten angezapft werden, darüber entscheidet primär die IEA in Paris. Sie übermittelt eine Verordnung an ihre 28 Mitgliedsländer - zuletzt etwa im Herbst 2005, als es wegen des Hurrikans Katrina zu Produktionsausfällen im Golf von Mexiko kam.
Im Unterschied zu damals sehen Ölexperten heute kein globales Versorgungsproblem. "Das Zurückgreifen auf lokale Ölreserven würde die Preise kaum beeinflussen, da das Öl ebenfalls zu Marktpreisen verkauft wird", sagt Steffen Bukold vom Institut EnergyComment.
Um den hohen Preis von derzeit 117,32 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu senken, müsste man die Spekulanten verbannen - sprich, die Ölbörsen stärker kontrollieren. Zudem solle die Opec deutlich signalisieren, dass sie auf niedrigere Preise hinwirkt. Davon scheint sie jedoch weit entfernt. Am Montag teilte die Organisation erdölexportierender Länder mit: Ein Krisentreffen wegen des steigenden Ölpreises sei unnötig.