Nach dem Wahltriumph der SPÖ in Oberösterreich wird, dezent aber dennoch, die Strategie der Bundespartei und ihres Vorsitzenden Alfred Gusenbauers in Frage gestellt. Statt abgehobener Konzepte fordern Kritiker wieder die Rückbesinnung auf sozialdemokratische Kernschichten. Auch in Sachfragen stieß der SP-Chef in letzter Zeit auf ein entschiedenes Nein aus den selbstbewussten Landesorganisationen.
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Erich Haider schaffte in Oberösterreich, was der SPÖ bei den letzten Nationalratswahlen nicht - oder zumindest nicht in ausreichendem Maß - gelang: Den Wählerexodus bei der FPÖ auf die eigenen Bahnen zu lenken.
Und er schaffte dies mit der engagierten Unterstützung genau jener, für die im Umfeld des Parteichefs offensichtlich kein oder zu wenig Platz zu finden war: Josef Broukal, den viele gerne als Kommunikationsstratege in der Parteizentrale gesehen hätten und der nun mit dem Amt des Wissenschaftssprechers vorlieb nehmen muss, und Dietmar Ecker, einst Kommunikationschef der Partei, nun Chef einer Kommunikationagentur und leidenschaftlicher Kritiker Gusenbauers. Beide bat der ORF-"Report" am Dienst vor die Kamera - und beide nutzten die Gelegenheit für ausführliche Kritik am Kurs der Bundespartei. An selber Stelle konnte es sich auch GPA-Chef Hans Sallmutter nicht verkneifen hinzuweisen, dass nur mit einer verstärkten Hinwendung zu den SP-Kernschichten, nämlich Arbeiter und Angestellte, Wahlerfolge wie in Oberösterreich zu feiern seien.
Auch in Sachfragen stößt der SP-Chef in letzter Zeit vermehrt auf den Widerstand seiner selbstbewussten Landesorganisationen. Wortführer sind dabei fast stets der Oberösterreicher Haider und die Salzburger Hoffnungsträgerin Gabi Burgstaller. Beide wiesen etwa den Vorstoß Gusenbauers für eine Abschaffung der Wohnbauförderung kühl zurück.
Nicht zuletzt angesichts der jetzt schon anlaufenden Wahlkämpfe in Salzburg und Kärnten, die beide am 7. März wählen, wird sich der SP-Chef wohl an kritische Stimmen aus den Ländern gewöhnen müssen. In den Ländern gewinnt man Profil eben nicht zuletzt durch Abgrenzung zur Bundespartei - die ÖVP könnte davon ein Lied singen.
Es geht aber auch umgekehrt: Vor wenigen Tagen erst dachte Broukal laut über eine Zugangsbeschränkung für überlaufene Studien nach. Prompt wurde er vom Parteichef zurück gepfiffen.