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Wer foult wen beim FC Hellas Kagran?

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Fußballerinnen wegen Protest gegen Martin Graf vom Verein suspendiert. | Wien. "Simmering gegen Kapfenberg - des is´ Brutalität", hatte Helmut Qualtinger einst festgestellt. Doch es braucht kein Spiel, nicht einmal eine gegnerische Mannschaft, damit es im Fußball hart zugeht. Es reichen schon vereinsinterne Streitereien. Und wenn es dabei auch noch um Politik geht, dann wird es auch hier sehr schnell brutal.


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Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) ist den Grünen nicht nur ob seiner Mitgliedschaft in der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia und den Bestellungen seiner Mitarbeiter bei einem einschlägigen Versandhaus ein Dorn im Auge. Auch in seiner Funktion als Präsident des Wiener Fußballclubs Hellas Kagran polarisiert er. Am Mittwoch trat Grün-Mandatar Karl Öllinger gegen den Fußballpräsidenten auf den Plan.

Begonnen hat die Geschichte im Wahlkampf 2008. Drei Hellas-Spielerinnen kandidieren für das Wahlbündnis "Die Linke" - ein krasser Gegensatz zu Clubchef Graf. In dieser Zeit beginnen die gegenseitigen Anschüttungen. Die Spielerinnen werfen dem Präsidenten vor, den Verein für Parteiwerbung zu missbrauchen und FPÖ-Veranstaltungen am Vereinsgelände abzuhalten. Die FPÖ-Jugend habe das Gelände einmal für eine Grillfeier gemietet, sagt der Vorstand und spielt die Vorwürfe zurück: Die Frauen betrieben selbst linke Wahlwerbung auf dem Hellas-Gelände.

Nur 4 von 12 bei FPÖ

Als die Spielerinnen im Oktober 2008 an einer Demonstration gegen Graf teilnehmen, werden sie wegen vereinsschädigenden Verhaltens suspendiert.

Die Fußballerinnen sehen sich hingegen als Opfer einer politischen Umfärbung des Clubs. Für Hellas-Obmann Werner Hammer, er ist auch Grafs stellvertretender Büroleiter, kann von Umfärbung keine Rede sein: Von zwölf Vorständen seien nur vier bei der FPÖ. Andere Vereine seien gänzlich rot oder schwarz.

Die Sache ist festgefahren. Die Spielerinnen fordern ein Schiedsverfahren. Das sei nicht möglich, sagt Hammer. Dass die Spielerinnen zwar bei anderen Vereinen trainieren, aber keine Spiele bestreiten dürften, weist er zurück. Die drei Frauen könnten jederzeit den Club wechseln.

Die Causa hat noch eine Nebenfront: Bei einem Spiel gegen Hellas Kagran protestieren fünf Spieler der U-18-Mannschaft von Union AC Mauer gegen die Suspendierung und gegen Graf. Beim Aufwärmen tragen sie T-Shirts mit der Aufschrift: "Zeigt Graf die Rote Karte." Dafür werden sie vom Wiener Fußballverband (WFV) für vier bis fünf Spiele gesperrt, ihr Trainer muss 300 Euro Strafe zahlen. Das Bizarre daran: Argumentiert wurde die Strafe mit Paragraph 17 der ÖFB-Vorschriften für den Strafausschuss, "Rassismus und andere diskriminierende Handlungen" gegen Personen anderer Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Herkunft. Ein Berufungsverfahren läuft.

Oliver Prudlo von der Vereinigung der Fußballer hält die Strafe für "unverhältnismäßig" und "absurd". WFV-Vizepräsident Robert Sedlacek (nicht zu verwechseln mit dem "WZ"-Kolumnisten gleichen Namens) nennt zwar den gewählten Paragraphen "unglücklich", Aktionen wie die der jungen Spieler gehörten aber "abgestellt". Was die Situation bei Hellas angeht, so betont er, dass Spiele nicht für parteipolitische Zwecke missbraucht werden dürften. "Welcher Partei die Mitglieder eines Vereins angehören, ist aber nicht Sache des Fußballverbandes", so Sedlacek.

Grüner Einbruch?

In der Nacht auf Mittwoch wurde in das Wiener Büro des EU-Mandatars Andreas Mölzer (FPÖ) eingebrochen. Mölzer vermutete einen Zusammenhang mit dem Streit um Graf und spricht von möglichen "Querverbindungen zu den Grünen".