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Wer für den Zynismus der Wirtschaft zahlt

Von Erika Bettstein

Politik

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Nun sind also die "Bush-Krieger" - Dank dem "Kurier" für dieses treffliche Wortspiel - bei ihrem Oberfeind eingefallen, pardon: haben gezielt militärstrategische Ziele im Irak angegriffen, oder wie immer das formuliert wird. Tatsache ist: Was Eltern im "alten Europa" uns mitgegeben haben, in oft müde belächelten Sätzen wie: "Sei froh, dass Du noch keinen Krieg erlebt hast", ist wiederum Realität geworden.

Die Aktienmärkte reagieren "erleichtert", weil "die Unsicherheit" im Zusammenhang mit dem Irak-Konflikt nun ein bombensicheres Ende hat - und steigen nach Jahren der Finanzkrisen, IT-Zusammenbrüche und Bilanzfälschungsskandale in eine "Erholungsphase" ein. Nach dem schon gewohnten Vermelden lahmer Wachstumszahlen (unter peinlicher Vermeidung des bösen Wortes "Rezession") wittern große und kleine Unternehmen Morgenluft und reiben sich schon die Hände in Erwartung eines satten Wiederaufbau-Geschäfts.

Fed-Chef Alan Greenspan spricht vom "wichtigsten Impuls" für die globale Wirtschaft - den vor allem die USA brauchen, gelang es doch dem unvergleichlichen George Doubleju, die satten US-Budgetüberschüsse unter Clinton (2000: 236,4 Mrd. Dollar) in ein respektables Minus von heuer 307 Mrd. Dollar zu drehen, Kriegskosten noch nicht mit eingerechnet. Die Rohstoffmärkte - und allen voran der Handel mit dem "schwarzen Gold" - hüpfen vor Freude: Kein Öl aus dem Irak? Macht nichts! Die OPEC und an vorderster Front das weltgrößte Ölförderland Saudi-Arabien sichern in Erwartung neuerlichen Geldsegens der Industrie reichliche Versorgung zu.

Die Rechnung zahlen werden nicht die Bosse, weder jene aus der Politik, noch aus der Wirtschaft, am Share-holder-value wird nicht gerüttelt, schon gar nicht, wenn sich Licht am Ende des Verlust-Tunells zeigt. Wie immer werden am Ende die "gewöhnlichen" Menschen zur Kasse gebeten werden: Als Spender, wenn die humanitären Organisationen die wenig bedankte Aufgabe übernehmen, sich um Flüchtlinge, Vertriebene und andere kriegsgeschädigte Menschen zu kümmern, als willkommene Masse der Steuerzahler, wenn den öffentlichen Haushalten, die - in welcher Form auch immer - das "Krieg Spielen" finanzieren, die Luft ausgeht, und als Konsumenten, wenn dies und das auf den Weltmärkten wieder teurer werden "muss".