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Wer hat hier Angst vor Barack Obama?

Von Alexander U. Mathé

Politik

Magere Liste an Kandidaten. | Medien sprechen von "öder" Wahl. | Washington/Wien. "Fred wer?" Humor ist, wenn man trotzdem lacht, dachte sich wohl Fred Karger. Der will US-Präsident werden und für die Republikaner ins Rennen steigen. Blöd nur, dass ihn keiner kennt. So machte Karger aus der Not eine Tugend und startete eine selbstironische Wahlkampagne, in der er mit seiner Unbekanntheit auf sich aufmerksam machte. | Palin, die bekannte große Unbekannte | Im Wiener Zeitung-Interview analysiert US-Politologe Ron Hrebenar die Lage der Republikaner | Obama auf der Erfolgswelle - Kampf um das Weiße Haus ist dennoch offen


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Auch wenn Fred Karger eindeutig ein Außenseiter-Kandidat ist, so ist er doch nicht der einzige Republikaner, der Präsident werden will und mit Bekanntheitwerten zu kämpfen hat. Genau genommen haben derzeit so gut wie alle deklarierten Aspiranten ein Popularitäts-Problem.

Von Tim Pawlenty etwa weiß der Durchschnitts-Bürger gerade einmal, dass er früher Gouverneur von Minnesota war und ein Buch geschrieben hat. Etwas prominenter ist Newt Gingrich, ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses. Doch die Tage seiner Glanzzeit liegen schon etliche Jahre zurück: 1995 wählte ihn das "Time Magazine" zur Person des Jahres, 1999 endete seine Karriere als Abgeordneter.

Der stärkste Kandidat im Feld ist Mitt Romney, der 2008 in der Vorwahl seinem parteiinternen Konkurrenten John McCain unterlegen war. Ob ihm sein etwas höherer Bekanntheitsgrad hilft, wird sich aber noch zeigen müssen, denn nicht alles, was man von ihm weiß, gereicht ihm auch zum Vorteil.

Einerseits ist vielen seine Religion suspekt (er ist Mormone), andererseits wird der erfolgreiche Unternehmer gerne als wirtschaftliche "Heuschrecke" porträtiert. Abgesehen davon, haftet ihm seit der Niederlage 2008 noch das Image des Verlierers an.

Die Medien winken bereits gelangweilt ab. Man könne den Wahlkampf 2012 eigentlich schon offiziell für "öd" erklären, schrieb etwa die "New York Times".

Viele dürften auf die Wahl 2016 warten

Experten sehen die Ursache für den Mangel an prominenten Kandidaten darin, dass sich kaum jemand Chancen gegen den amtierenden Präsidenten Barack Obama ausrechnet, der für eine zweite Amtszeit kandidiert. Die wirklich Ambitionierten, so glauben sie, wollen die Wahlen 2016 für ihren Antritt abwarten.

Für diese These spricht ein Blick auf die Listen der Kandidaten und der NichtKandidaten. Auf Letzterer finden sich nämlich die weitaus prominenteren Namen: Multimilliardär Donald Trump, der ehemalige Gouverneur von Florida und Bruder von Ex-Präsident George W. Bush, Jeb, sowie der Kommandant der internationalen Truppen in Afghanistan, David Petraeus. Letzterer zieht es übrigens vor, Chef des Geheimdiensts CIA zu werden.

Mäßig bekannt, wenn auch wenig erfolgreich ist der texanische Abgeordnete Ron Paul. Er verlor die republikanischen Vorwahlen 2008 weit abgeschlagen. Vielleicht hilft ihm ja diesmal sein libertäres Konzept bei der Tea-Party zu punkten. Die populistische Protestbewegung, die sich aus Ultra-Konservativen, Libertären und der christlichen Rechten zusammensetzt, hat in ihren Reihen zwar Jung- und Medienstars mit erheblichem Potenzial, die sich allerdings noch bedeckt halten oder gar gleich abgesagt haben.

Tea-Party-Favoritenhalten sich bedeckt

Lediglich Pizza-König Herman Cain hat sich überraschend ins Rennen geworfen. Der Großunternehmer, der sein Geld mit der Imbiss-Kette "Godfathers Pizza" machte, hat noch nie ein öffentliches Amt bekleidet. 2004 bewarb er sich vergeblich um einen Sitz im US-Senat.

Die richtigen Favoriten aber, halten sich noch bedeckt. Die Tea-Party-Ikone schlechthin, Sarah Palin, hält die amerikanische Öffentlichkeit seit Monaten mit einer Entscheidung über ihre Kandidatur hin. Die umstrittene ehemalige Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin 2008 würde, so der generelle Tenor, Leben in die sonst eher fade Riege an republikanischen Kandidaten bringen.

Angeblich in den Startlöchern steht Michele Bachmann, die so wie Palin etwas schräg ist und hauptsächlich mit radikalen Parolen punktet. Der Abgeordneten wird aber nachgesagt, mit einer eventuellen Kandidatur lediglich ihre Popularität in ihrem Heimatstaat Minnesota ankurbeln zu wollen. Trotzdem träumt mancher Analyst bereits vom Duell der Tea-Party-Kämpferinnen. Jung-Star und gewählter Senator von Florida, Marco Rubio, hat hingegen bereits abgesagt

Auf demokratischer Seite ist mit dem deklarierten Wiederantritt Barack Obamas alles klar. Es ist so gut wie sicher, dass sich Obama in den Vorwahlen höchstens ein paar nicht weiter ernst zunehmenden Konkurrenten wird stellen müssen.

Während die Republikaner also erst unter einander ausmachen müssen, wer Kandidat wird, und versuchen, sich im Land bekannt zu machen, kann Obama bereits aus dem Vollen schöpfen.

Diese Vorbereitungszeit wird er auch brauchen, denn das dicke Ende steht noch bevor. Die Wirtschaftslage ist weiter nicht rosig, und so wie die vom Republikaner Bush misslichen Wirtschaftslage Obama in die Hände gespielt hat, könnte sie sich diesmal gegen ihn wenden.

Wer in den Ring steigt

Der Exgouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Er gehört zu den aussichtsreicheren konservativen Anwärtern, hat sich aber noch nicht klar deklariert. Er gründete ein Komitee, das die Chancen seiner Bewerbung ausloten soll. Romney verkündete noch nicht abschließend, ob er tatsächlich antreten wird.

Tim Pawlenty: Der Ex-Gouverneur von Minnesota hat als erster Republikaner seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Pawlenty steht der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung nahe, poltert also gegen hohe Staatsausgaben und die Gesundheitsreform von US-Präsident Barack Obama. Mit bombastischen Internetvideos versucht er sich einen Namen zu machen, der TV-Komiker Stephen Colbert sprach ihm aber dennoch das Charisma eines Vertrauenslehrers zu. In Umfragen zur republikanischen Kandidatur dümpelt er bei unter fünf Prozent

Der Ex-Chef einer Pizza-Kette, Herman Cain, hat als weiterer republikanischer Bewerber seinen Hut für in den Ring geworfen. "Damit das klar ist, ich bewerbe mich um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten und nicht um einen zweiten Platz", so der 65-Jährige vor jubelnden Anhängern.

Newt Gingrich will Präsident werden. Der 67-Jährige gilt als Urgestein der US-Republikaner. Er wurde in den 1990er Jahren bekannt, als er die "Republikanische Revolution" ausrief und Präsident des Repräsentantenhauses wurde. Das Nachrichtenmagazin "Time" machte ihn zum Mann des Jahres. Seine Politik zielt auf massive Einsparungen in der Staatskasse ab. Er lieferte sich Budgetschlachten mit dem demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton.

Der texanische Abgeordnete Ron Paul will eine zweite Amtszeit für Barack Obama verhindern und selbst US-Präsident werden. "Ich erkläre offiziell meine Kandidatur für die Vorwahlen der Republikaner", so der 75-Jährige zuletzt im Fernsehsender ABC. Für den streitbaren Konservativen Paul ist es bereits die dritte Kandidatur. Er war bereits 1988 für die "Libertarian Party" angetreten. 2008 ging er für die Republikaner in den Vorwahlkampf.

Fred Karger: Er ist politischer Berater und Aktivist der Schwulenbewegung und hat damit bei den Konservativen nur Außenseiterchancen.

Rick Santorum hat seine Kandidatur angedeutet. Der Ex-Senator gilt als wertkonservativ. Foto: epa