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Wer hat’s erfunden?

Von Judith Belfkih

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Plagiate, wohin das Auge reicht! Millionen, ja Milliarden davon jedes Jahr. Die Italiener jedenfalls sind empört. Und haben daher eine Initiative ins Leben gerufen, die eines ihrer bedeutendsten Kulturgüter weltweit unter Schutz stellen soll: die Pizza.

Zwei Millionen Unterschriften haben sie seit 2014 gesammelt, um ihr gastronomisches Wahrzeichen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Unesco aufnehmen zu lassen. Lanciert wurde die Kampagne naheliegenderweise vom Verband neapolitanischer Pizzabäcker - Neapel gilt ja als Geburtsort der Pizza.

Hintergrund ist nicht nur Nationalstolz. Die Initiatoren fürchten EU-Direktiven und den Einfluss von US-Fast-Food-Giganten. So sollen die italienische Herkunft der Zutaten geschützt werden sowie die traditionsreiche Vor- und Zubereitung - Backen im Holzofen bei 450 Grad inklusive.

Was der Unesco-Schutz bringen würde? Dürfte sich dann nur noch italienische Pizza so nennen? Kaum vorstellbar. Und wie italienisch ist die Pizza eigentlich? Fladenbrot belegt gebacken haben wohl schon die Griechen, die Paradeiser hat Kolumbus nach Europa gebracht und die US-Amerikaner haben aktuell den weltweit höchsten jährlichen Pizza-Pro-Kopf-Konsum: 13 Kilo. Dagegen sehen die Italiener auf Platz zwei mit ihren 7,5 Kilo blass aus. Die Österreicher mit 3,3 Kilo pro Kopf und Jahr als europäisches Schlusslicht sowieso.

Eine gewaltige Hürde hat der Unesco-Eintrag mit fragwürdigem Erfolg noch zu meistern - die genaue Festlegung des Rezeptes. Unter Italiens 60 Millionen Einwohnern kursieren mindestens ebenso viele Originalrezepte.