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In die seltsame Welt der Alternativmedizin entführte 3sat am Montag: Giselle Camenischs Film "Ich bin ein Weltenmensch" stellte die Praktiken des "Aurachirurgen" Gerhard Klügl vor.
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Klügl, zunächst als Beamter am deutschen Patentamt tätig, kam über sein "Studium" der Baubiologie erstmals mit Wasseradern und "feinstofflichen Energien" in Berührung, ehe er sich in den 80er Jahren britischen "Heilern" zuwandte. Der Aurachirurgie stand er zunächst skeptisch gegenüber, bis er selbst mit "Heilenergie aus dem Universum" beschenkt wurde. Seine erste Patientin befreite Klügl wenig später von einer Erkältung - seither will der in Liechtenstein Ansässige 10.000 Menschen behandelt haben.
Dabei tastet Klügl die Aura seiner Patienten ab und behandelt
die Problemstellen symbolisch. Nicht am Körper, sondern an der um diesen liegenden Aura operiert Klügl mit Schere, Skalpell oder Pinzette. Wie das alles funktionieren soll, blieb trotz ausführlicher Erklärungen ein Rätsel. Klügls Klienten, auf deren Krankengeschichte nur unzureichend eingegangen wurde, wussten jedenfalls nur Positives zu berichten. So auch ein Allgemeinmediziner, dem Klügl bei Bandscheibenproblemen half. Kritische Worte zu den Grenzen der Schulmedizin mussten folgen. Die problematische Conclusio: "Wer heilt, hat recht."
So stellte der Film mehr Fragen, als er beantwortete. Zuvorderst: Darf man das alles unkommentiert im Raum stehen lassen? Schließlich tummeln sich kaum wo ähnlich viele Hochstapler wie im Umfeld der Alternativmedizin, die Erkrankten nicht nur das Geld aus der Tasche ziehen, sondern sie auch um ihre Hoffnung betrügen - wenn auch der Placeboeffekt nicht mehr hilft.