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Wer ist Autoland Nr. 1?

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Die Automobilindustrie hat in Tschechien nicht nur eine lange Tradition, sondern ist heute mehr denn je ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Branche steht für tschechisches Ingenieurs-Knowhow, zigtausende Arbeitsplätze, knapp 20% des tschechischen Exports und rund 15% der tschechischen Industrieproduktion. Wenn die neue Produktionsstätte von Toyota und PSA in Kolin 2006 im Vollbetrieb steht, werden mehr als 800.000 Autos in Tschechien jährlich vom Band rollen.


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Tschechien darf sich mit Recht als eine Wiege des Automobils bezeichnen. Bereits 1897, zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie, baute die Firma Nesselsdorfer Wagenbau in Koprivnice - heute Tatra - den "President", einer der ersten ersten Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotor überhaupt. 1901 stellte die Firma Laurin & Klement, Vorgängerin von koda Auto, Versuche mit leichten Motorwagen an und konnte vier Jahre später ihr erstes "offizielles" Automobil vorstellen: den Voitureta "A".

Auch zwischen den beiden Weltkriegen verzeichnete die Automobilindustrie eine dynamische Entwicklung. Eine ganze Reihe von Automobilherstellern, darunter koda, Tatra, Praga, Aero und Walter waren auf dem heutigen tschechischen Staatsgebiet tätig, nicht zu vergessen einige Motorradproduzenten. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich der Automobilbau in einigen wenigen Produktionsbetrieben; nahezu alle Fahrzeuge wurden in Großserienproduktion hergestellt, meist allerdings nur in einer einzigen Typenreihe. Um vom Westen möglichst autark zu werden, wurde gleichzeitig eine einheimische Zulieferindustrie aufgebaut.

Heute wird die Kfz-Industrie in der Tschechischen Republik allen voran von Skoda Auto geprägt. Das in Mladá Boleslav angesiedelte Vorzeige- und Traditionsunternehmen hält auf dem tschechischen Kfz-Markt einen Marktanteil von über 50%. Im Vorjahr wurden rund 450.000 Skodas gebaut, im Jahr 2007 sollen es nach dem Willen der VW-Mutter bereits rund 600.000 sein.

Einen Schub für die Branche bringt aktuell das um 1,5 Mrd. Euro von Toyota und PSA Peugeot Citroen errichtete Pkw-Montagewerk für Kleinwagen in Kolin. Gegenwärtig ist die Produktion gerade erst angelaufen, demnächst sind bereits 3.000 Beschäftigte im neuen Werk tätig, im Jahr 2006 - wenn die drei modellgleichen Fahrzeuge mit der geplanten Kapazität von 300.000 Stück pro Jahr von den Bändern rollen, sollen es noch weit mehr sein.

Insgesamt käme dann Tschechien 2006 bzw. 2007 auf 800.00 bzw. 900.000 Pkw im Jahr. Eine Zahl, die tschechische Regierungsvertreter dazu veranlasst, stolz für die Tschechische Republik den Titel "Weltgrößtes Automobilherstellerland" zu reklamieren - soweit es die Produktion pro Kopf der Bevölkerung betrifft. Da konkurriert man übrigens mit dem "Bruderland" Slowakei, das ebensolche Berechnungen vorlegt.

Rasant entwickelte sich auch die ebenfalls zur Automobilindustrie zählende Zulieferindustrie in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten. Nach der Übernahme von Skoda Auto durch den VW-Konzern im April 1991 siedelten sich die meisten der etablierten VW-Zulieferer in Tschechien ebenfalls an und liefern auch ins Ausland.

Autoproduktion in Tschechien ist natürlich nicht nur Skoda und Kolin: Zu dem Sektor zählen auch zahlreiche erfolgreiche Hersteller von Nutzfahrzeugen (Tatra, Daewoo Avia), Omnibussen sowie Motorrädern. Der traditionsreiche, restrukturierte Motorradhersteller Jawa etwa exportiert heute wieder sehr erfolgreich und sorgt im Motorsport mit seinen Speedwaymaschinen für Furore.