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Wer ist besser: Ich oder ich?

Von Bernhard Baumgartner

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In Deutschland konnte man in den letzten Wochen einem interessanten Schauspiel beiwohnen. Nämlich wie man ein vielversprechendes Talent durch geradezu fahrlässige Überbeanspruchung solide verheizt. Die Rede ist von Songcontest-Siegerin Lena Meyer-Landrut, die - so steht es seit dem Vorjahressieg fest - nochmal für Deutschland in den Ring steigt.


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Das Interessante ist jedoch, wie das Lied ermittelt wird, mit dem die 19jährige Europa verzücken soll: In einer dreiteiligen Casting-Show auf Pro7 und der ARD trat das Talent nämlich gegen übermächtige Gegner an: sich selbst. In verschiedenen Outfits sang sie in dieser eigenartigen Show verschiedene Titel - das Publikum sollte wählen, welcher denn der richtige sei. Die Antwort auf die hier zwangsläufig auftretende Frage "Wen, bitte, soll denn soetwas interessieren?" ist natürlich: Niemanden. Die Show wurde vom Publikum mit desaströsen Quoten im einstelligen Marktanteilen abgestraft - sogar Produzent Stefan Raab bekannte, dass das Konzept eine "Scheiß-Idee" war.

Doch das wars dann schon mit der Selbstkritikfähigkeit. Denn im Interview mit der "Süddeutschen" soll Raab eine wahre Wutrede vom Stapel gelassen haben. Schuld an dem Desaster seien nämlich die Journalisten: "Die drehen durch. Steht irgendwo im Grundgesetz, dass es ein Recht der Bevölkerung gibt, zu entscheiden, wer zum Songcontest fährt?", meinte Raab. Es ist immer wieder interessant, dass manche Entertainer zwar sehr freigiebig im Austeilen, aber eher sensibel im Einstecken sind. Gut möglich, dass sich bei diesem speziellen "Schlag den Raab" der Protagonist selbst den entscheidenden Schlag verpasst hat.