Wie aus einem ehemaligen Cricketstar der neue Premierminister Pakistans wurde.
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Der 1952 in Lahore geborene Sohn einer Oberklassefamilie besuchte das Elite-College Aitchison. Anschließend ging er auf die Royal Grammar School im englischen Worcester. Ab 1972 studierte er Politik und Wirtschaft am Keble College in Oxford, wo er Kapitän des Cricketteams war. Der pakistanische Nationalsport ist stark in der mütterlichen Familie verankert, aus der unter anderem zwei Nationalspieler stammen.
Ab 1976 spielte Imre Khan, der sich zu einem der schnellsten Bowler der Welt entwickelte, in der pakistanischen Nationalmannschaft. Von 1982 bis 1992 war er deren Kapitän. In dieser Zeit schaffte es Pakistan, die Teams von England, Indien, Australien und den damals führenden Westindischen Inseln auf deren Grund und Boden zu schlagen. Berühmt wurde er durch Spiele, die er trotz Verletzungen wie Bänderrissen durchstand und entschied. 1992 gewann Pakistan die Weltmeisterschaft im One-Day Cricket. Kurz darauf trat Imre Khan vom aktiven Sport zurück.
1996 gründete Khan die Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI). 2002 schaffte er es als einziger Kandidat seiner Partei ins Parlament. 2007 schloss er sich der Opposition gegen den durch einen Putsch an die Macht gekommenen Präsidenten Pervez Musharraf an. Musharraf trat im August 2008 zurück. Ein Angebot des folgenden Premiers Nawaz Sharif (Muslimliga PML-N) zur Zusammenarbeit lehnte er ab.
In der Folge entwickelte sich Khan zur wichtigsten Opposition. Als sich 2013 der Wahlsieg von Nawaz Sharif abzeichnete, schlug er auch ein Offert der sozialdemokratischen Pakistan Peoples Party (PPP) für die Führung einer Mehrparteienregierung aus. Khans PTI ging als zweitstärkste Partei aus den Wahlen hervor und betrieb in der Folge heftige Oppositionspolitik innerhalb und außerhalb des Parlaments. Der Regierung warf er Wahlbetrug vor. Um Nawaz Sharif zu stürzen, verbündete er sich mit dem Kleriker Muhammad Tahir-ul-Qadri, der in einer Fatwa jede Form von Terror als unislamisch ablehnt.
Aus den Wahlen im Juli 2018 ging die PTI mit 116 Sitzen als Sieger hervor. Er gilt als moderater Islamist mit starken Bezügen zum Sufismus. Zu seinen Wahlversprechen gehören die Eindämmung der Korruption, der Ausbau eines sozialen Netzes und die Distanzierung vom Krieg gegen den Terror der USA. Seine pazifistische Haltung gegenüber den Taliban in den Stammesprovinzen wird von vielen Beobachtern als naiv bezeichnet.