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Wer kommt nach Johannes Paul II.?

Von Peer Meinert

Politik

Sie werden mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, taktvoll werden die Kardinäle das Thema anschneiden. Schließlich kommen sie ja eigentlich zum Feiern nach Rom. Doch wenn heute die Purpurträger aus allen Ecken und Enden der Welt das 25-jährige Amtsjubiläum von Papst Johannes Paul II. begehen, steht unübersehbar und doch diskret ein heikles Thema im Hintergrund: Wer wird nächster Papst?


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Auguren in Rom sprechen schon von einem "Konklave auf Probe". Die Ausgangslage ist diesmal spannender denn je: Rund die Hälfte der Wahlberechtigten kommt aus Europa - die andere aus Nordamerika und der Dritten Welt. Viele in der Kirche meinen, die Zeit sei reif für einen "Papst aus dem Süden". Immer häufiger fällt der Blick nach Lateinamerika.

Es werden schon Namen genannt: Als "heißer Tipp" gilt Oscar Rodríguez Maradiaga aus Honduras, in Glaubenssachen eher konservativ, politisch ein Kritiker des ungebremsten Kapitalismus und zudem ökumenisch ausgerichtet. Sein Nachteil: Mit seinen 60 Jahren gilt er eher als etwas zu jung. Weitere Tipps sind der 74-jährige Dario Castrillón Hoyos (Kolumbien) oder Norberto Rivera Carrera (61) aus Mexiko. Als Vorteil der Südamerikaner gilt, dass sie vermutlich auf Unterstützung ihrer "Dritte-Welt-Kollegen" aus Afrika und Asien, sowie aus Spanien und Portugal bauen können. Und manche spekulieren schon, auch die deutschen Kardinäle könnten sich "auf die Seite der Südamerikaner schlagen".

Die Wahl könnte aber auch zu einem Kräftemessen "Italien gegen den lateinamerikanisch-iberischen Block" werden. Viele Insider, nicht nur aus Italien, meinen, diesmal steige wieder ein Italiener auf den Petrusstuhl. Am häufigsten wird der Erzbischof von Genua, Kardinal Dionigi Tettamanzi, genannt. Mit 69 Jahren hat er das "ideale" Alter, gilt als theologisch gemäßigt konservativ, mit einer politischen "Vorliebe" für Globalisierungs-Kritiker. Als sein scharfer Konkurrent gilt Kurienkardinal Giovanni Battista Re (69).