Laut vatikanischen Quellen hat Papst Johannes Paul II. bis zuletzt ein erstaunliches Arbeitsprogramm bewältigt
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Noch im März hat Johannes Paul II. 29 Bischofsernennungen vorgenommen, zehn Botschaften für verschiedene Anlässe und Gruppen veröffentlicht (insgesamt rund 6000 Worte), zwei Telegramme verschickt, einen Ad-limina-Besuch der Bischöfe aus Tansania empfangen, die Texte für vier sonntägliche "Angelus"-Botschaften vorbereitet, seinen jährlichen Gründonnerstag-Brief an die Priester geschrieben sowie mehr als ein Dutzend Personen für verschiedene Aufgaben ernannt.
Natürlich wurde die Hauptarbeit zweifellos von anderen erledigt, der gebrechliche, aber geistig völlig wache Papst konnte wahrscheinlich nur ihm vorgelegte Vorschläge mit Ja oder Nein kommentieren. Wer sind nun die anderen, die derzeit den Lauf der Weltkirche steuern?
Als die vier wichtigsten Männer im Vatikan, respektlos auch bereits als "Viererbande" bezeichnet, gelten derzeit zwei Italiener, Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano und der Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Giovanni Battista Re, der deutsche Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Joseph Ratzinger, und der polnische Privatsekretär des Papstes, Erzbischof Stanislaw Dziwisz. Im Falle einer Papstwahl wird Dziwisz freilich keine Rolle mehr spielen können, weil er nicht Kardinal ist. Das Gleiche gilt für einen anderen mächtigen Mann, den Substituten im Staatssekretariat, Erzbischof Leonardo Sandri aus Argentinien.
Stirbt ein Papst, erlöschen automatisch die meisten Ämter im Vatikan, während der dann folgenden Sedisvakanz (was bedeutet, dass der Stuhl Petri leer ist) geben vor allem zwei Personen den Ton an: Joseph Ratzinger als Dekan des Kardinalskollegiums - Angelo Sodano ist Subdekan dieses Gremiums - sowie der mit der offiziellen Feststellung des Todes eines Papstes und der Verwaltung seines Nachlasses betraute "Camerlengo": Kardinal Eduardo Martínez Somalo aus Spanien.