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Wer mehr zahlt, wartet auch kürzer

Von Mathias Ziegler

Wissen
Wird in heimischen Spitälern bei der Wartezeit auf Operationen ein Unterschied gemacht? Foto: illuscope

Laut Brauner | werden nur akute Fälle vorgezogen. | Je später am Tag die Operation, desto höher das Risiko. | Wien. Während Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu schon wenige Stunden nach seiner Ankunft im AKH an den Bandscheiben operiert worden ist, müssen etliche Wiener Patienten auf den gleichen Eingriff mehrere Wochen oder sogar Monate warten. Für den Wiener Patientenanwalt Walter Dohr steht fest: "Es gibt eine Zwei-Klassen-Medizin." Nicht nur in den Häusern des Krankenanstaltenverbunds (KAV) - diese sind laut Dohr "nicht grundsätzlich schlechter als andere Krankenhäuser" - sondern in den meisten Wiener Spitälern. "Wer privat mehr bezahlt, wartet kürzer auf seine Operation", betonte Dohr am Mittwoch gegenüber der "Wiener Zeitung".


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#Brauner: Jeder Patient erhält höchste Qualität

Diesen Vorwurf will Gesundheitsstadträtin Renate Brauner nicht auf sich sitzen lassen: "In Wien steht allen Patienten Spitzenmedizin zur Verfügung, egal wie dick deren Geldbörse ist", hieß es auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Vorgezogen würden in KAV-Spitälern jene Fälle, "die aus medizinischer Sicht akut und dringend sind". Von Zwei-Klassen-Medizin könne keine Rede sein. "Natürlich erhält jeder Patient die Operation, die er benötigt", sagt auch Dohr. "Der eine wartet aber sechs bis acht Wochen darauf - während es beim anderen sechs bis acht Monate dauert", fügt er hinzu. Zwei Jahre Wartezeit, wie sie die Wiener ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec jüngst kritisiert hat, seien zwar eine extreme Ausnahme, gibt auch Patientenanwalt Dohr zu. Aber schon ein halbes Jahr sei "für einen Patienten, dessen Hüfte bereits dermaßen abgenützt ist, dass er nachts vor Schmerzen nicht schlafen kann, unzumutbar".

Mehr Geld für mehr Zeit - oder mehr Mediziner

Einen billigen Ausweg aus der Misere sieht Dohr nicht. "Wenn die Ärzte am Nachmittag länger operieren sollen, wie es kürzlich gefordert wurde, dann muss man ihnen auch um einiges mehr zahlen", meint der Patientenanwalt. Denn: "Ein guter Chirurg hat ein Recht, gut bezahlt zu werden." Zumal das große Geld für die Ärzte nicht im Krankenhausbetrieb liege, sondern in privaten Ordinationen. Abgesehen davon warnt der Mediziner vor dem Irrglauben, längere Dienstzeiten würden das Problem lösen: "Je später am Tag ein Eingriff angesetzt ist, desto höher ist das Komplikationsrisiko." In den Spitälern seien deshalb nicht mehr Arbeitsstunden nötig, sondern mehr Ärzte.

Zwar gibt es bereits Pläne, wie der aktuellen Entwicklung - immer mehr ältere Patienten gegenüber immer weniger Ärzten - Einhalt geboten werden könnte. Diese umzusetzen, sei aber "nicht von heute auf morgen möglich", meint der Experte: "Gute Chirurgen auszubilden dauert schon ein paar Jahre".

Patientenanwalt: Tel. 01/5871204 post@wpa.magwien.gv.at