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MIP steht Montag vor "entscheidender Wegkreuzung". | Hans Haider: "Die Fonds wollen rasch Kasse machen." | "Wiener Zeitung": Herr Haider, hinter all den Schlagzeilen über Meinl und Grasser ist die Arbeit der Meinl International Power (MIP) ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Welches Resümee ziehen Sie als Chairman of the Board ziemlich genau ein Jahr nach dem Börsengang?
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Hans Haider:Wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft de facto erst am 1. August 2007 zu arbeiten begonnen hat, ist seither schon einiges vorwärts gegangen: Ein Dutzend Projekte sind unterschrieben und ein großer Teil davon ist in Bau. Eines - der Windpark Hohenlohe - ist in Vollbetrieb, einige weitere gehen noch heuer in Betrieb - etwa Solarprojekte in Spanien.
Abgesehen davon ist aber einiges so nicht Vorhersehbares geschehen . . .
Was das Geschäftsmodell betrifft, bin ich absolut zufrieden. Wir haben von Anfang an gesagt, wir erwarten, dass wir in etwa zwei Jahren voll investiert sein werden. Es sieht heute so aus, als wäre das bis Juli 2009 tatsächlich möglich.
Womit ich ausgesprochen unzufrieden bin, ist, dass Ende August kurz nach unserem Börsengang die MEL-Krise ( Meinl European Land ) ausgebrochen ist. Nach und nach ist alles, was irgendwie mit dem Namen Meinl verbunden war, in den Strudel mit hineingezogen worden, sodass manche Leute überhaupt nicht mehr unterscheiden, was ist die MEL, was ist die MIP und was ist die Meinl Bank.
Damit sind wir bedauerlicherweise noch nicht durchgedrungen, das behindert unsere Arbeit natürlich und erreicht jetzt den Gipfel darin, dass wir zehn Wochen nach der ordentlichen Hauptversammlung am kommenden Montag schon wieder eine Hauptversammlung haben.
Zwei sogar . . .
Stimmt. Eine, die von Hedgefonds, die insgesamt mehr als 10 Prozent vertreten, verlangt wurde, und eine, die daraufhin von uns einberufen werden musste. Denn nach Jersey-Recht kann die Tagesordnung einer einmal einberufenen Hauptversammlung nicht geändert oder ergänzt werden.
Wie wichtig ist der kommende Montag für das Unternehmen?
Ich glaube, das ist eine absolute Wegkreuzung, vor der wir stehen. Auf der einen Seite steht zur Abstimmung der Vorschlag des Boards, der unter anderem eine deutliche Einsparung bei den Fees, den Gebühren der Meinl Bank, vorsieht.
Alle diese Maßnahmen, die der MIP - konservativ geschätzt - mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr Ersparnis bringen, treten aber nur in Kraft, wenn der Paketvorschlag des Boards angenommen wird. Wenn das nicht stattfindet, dann gelten die bisherigen, in den Verträgen festgeschriebenen Bedingungen.
Sie haben die Annahme des Board-Vorschlags eng mit Ihrer Person verknüpft.. .
Nach dem Wunsch der Rebellen sollten alle Board-Mitglieder gehen, also nicht nur die drei, die auch im MEL-Board saßen - außer meiner Person. Es ehrt mich zwar, wenn die Leute sagen, der Hans Haider macht einen guten Job und er soll bleiben.
Aber für mich ist nicht die Frage, ob man mich will oder nicht. Für mich stellt sich in erster Linie die Frage: Was wollen die neuen Board-Mitglieder? Was ist die neue Strategie der Gesellschaft?
Und diese Strategie ist für mich nicht erkennbar. Außer, dass man neue Board-Mitglieder hinsetzt, die dann wahrscheinlich beschließen sollen, dass man das vorhandene Geld an die Aktionäre zurückgibt und den Rest liquidiert. Und da habe ich ganz klar gesagt: Für eine Liquidation der Gesellschaft stehe ich nicht zur Verfügung. Ich habe immer gesagt: Das ist ein langfristiges Investment, ein Kraftwerk baut man nicht in wenigen Monaten.
Die sogenannten Rebellen haben aber nicht explizit angekündigt, dass sie liquidieren wollen.
Das kann man aus deren Historie ableiten: So agieren die Hedgefonds eben. Die steigen bei niedrigem Kurs ein und versuchen dann, so schnell wie möglich Kasse zu machen.
Mir, den man nicht weghaben will, hätte man ja durchaus sagen können, dass man zum ersten Mal anders agieren und das Geschäftsmodell langfristig weiterführen will, nur halt ohne Meinl und Grasser. Man hat aber überhaupt keine Strategie formuliert.
Dass Sie das Paket, dem im Ganzen zugestimmt werden muss, mit Ihrer Person verknüpfen - ist das schon eine Exit-Strategie für den Chef?
Schauen Sie: Ich stehe zu dem, was ich vor einem Jahr gesagt habe. Wir wollten keinen klassischen Energieversorger aufmachen, wir wollten in jenen Bereichen investieren, wo der Wettbewerb ist, also in der Stromerzeugung, und man gutes Geld verdienen kann - im Gegensatz zu den regulierten Bereichen, etwa den Netzen. Unsere Projekte sind alle so, dass sie einen Ertrag versprechen, wie wir ihn angepeilt haben; 15 Prozent oder mehr.
Dennoch haben Sie sich um einen Euro die Option geben lassen, die externe Managementgesellschaft zu kaufen und damit alle Verbindungen zu Meinl zu kappen.
Das wollen die Rebellen auch, nur meinen die, das würde auch gratis gehen, während Sie für die Auflösung der Verträge 32 Millionen Euro zahlen wollen.
Eine Bewertung der Investmentbank Lazard hat das ergeben - und der Betrag liegt am unteren Ende des Fair value. Die Verträge über das Management und alle Gebühren und Lizenzen wurden über sechs Jahre abgeschlossen - und würden insgesamt an die 100 Millionen kosten. Mit 32 oder 33 Millionen steigen wir da sehr günstig aus.
Die Rebellen halten das aber für viel zu teuer. . .
Im Vergleich zu den Managementgebühren, die bei anderen ähnlich konstruierten Firmen, etwa im Immobilienbereich, gezahlt werden, liegen unsere Sätze vergleichsweise günstig. Die waren beim Börsengang bekannt und damals niemandem zu teuer.
Ich wage zu behaupten, wenn wir jetzt einen Börsenkurs von, sagen wir, 10,50 oder 11 Euro hätten, wäre das alles kein Thema. Wir sind aber bei 6,50 - und deshalb ist alles desperat und schlecht. Die Leute vergessen, dass namhafte ATX-Firmen - ich nenne bewusst keine Namen - im Lauf des letzten Jahres teilweise noch viel höhere Kursverluste verbuchen mussten.
Aus den Banken hört man, dass Tausende zu den Hauptversammlungen kommen wollen. Wie viele Kleinanleger hat die MIP?
Das wissen wir leider nicht so genau. Wir wissen nur, dass die 13 Prozent, von denen die außerordentliche Hauptversammlung beantragt wurde, am Anfang nicht dabei waren. Wir wissen, dass die zu einem Zeitpunkt eingestiegen sind, als der Kurs sehr niedrig war, und jetzt die Chance sehen, Kasse zu machen. Denen ist der österreichische Kleinanleger gleichgültig.
Wenn man etwa zu 5,50 Euro eingestiegen ist - und das war gar nicht der niedrigste Kurs - und jetzt sieben erzielen kann, dann ist das ein tolles Geschäft in wenigen Monaten.
Während der Kleinanleger, der beim Börsengang zehn Euro gezahlt hat, 30 Prozent verliert, können die durchaus 30 Prozent gewinnen. Die Leute rennen halt leider oft denen nach, die den meisten Wirbel machen. Aber ich glaube, den Leuten muss klar sein, dass sie auf jeden Fall verlieren, wenn die Gesellschaft jetzt ausverkauft wird.
Magazinberichte haben MIP als "Meinls Melkkuh" und "leere Hülle" bezeichnet. Falls Sie weitermachen und Mitte 2009 vollständig investiert sind, brauchen Sie eine Kapitalerhöhung. Wie kann die Vertrauenskrise der Anleger überwunden werden?
Eine Kapitalerhöhung wird unter dem Namen Meinl keinesfalls möglich sein. Unter anderem Namen, mit einer anderen Managementgesellschaft kann das durchaus vernünftigerweise gehen - alles aber unter der Voraussetzung, dass insgesamt ein besseres Börsenumfeld vorhanden ist.
Wenn Sie gewusst hätten, wie das alles läuft, hätten Sie sich den Job nach 14 Jahren an der Verbundspitze angetan? Es hieß, Sie hätten mit rund 30 Arbeitstagen im Jahr gerechnet. . .
Hätte ich gewusst, was in dem Jahr alles auf uns zukommt, hätte ich mir das sicher nicht angetan. Es stimmt: Bei der Aufsichtsbehörde in Jersey musste ich vor Amtsantritt einen dicken Fragenkatalog ausfüllen. Eine Frage war, was ich glaube, wie viel Zeit mein Job beanspruchen würde. Da habe ich als Aufsichtsratschef 30 Tage pro Jahr eingesetzt - derzeit sind es 30 Tage im Monat.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie Ihr Paket durchbringen und noch die nächsten Jahre arbeiten müssen?
Wenn nicht mehr Leute kommen, als das letzte Mal - da war bei der Abstimmung nur ein Viertel der Stimmrechte anwesend - dann gehen wir unter. Sonst bleibe ich, längstens bis ich 70 bin.
"Für eine Liquidation der MIP stehe ich nicht zur Verfügung."
"Die Fonds können 30 Prozent verdienen, die Kleinanleger 30 Prozent verlieren."
Hintergrund
Die auf der Kanalinsel Jersey ansässige Meinl International Power (MIP) notiert seit 1. August 2007 an der Wiener Börse und investiert international in Kraftwerksprojekte.
Im Zuge der Affäre um einen Rückkauf von Anteilsscheinen bei Meinl European Land gerieten auch die Gebühren, die MIP an die Meinl Bank bezahlt, ins Schussfeld. Ebenso sorgt die externe Managementgesellschaft MPM, die zu zwei Drittel der Meinl Bank und zu einem Drittel Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser gehört, für Kritik.