Die Statistiken beweisen: Der Arbeitsmarkt ist das Sorgenkind der EU - zu den Zielen von Europa 2020 ist es noch weit.
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Die großen Konzepte klingen immer gut, aber die Umsetzung erfordert die Mühen der Ebene, wie schon Bert Brecht wusste. Das trifft auch auf die Strategie Europa 2020 zu, die im Juni 2010 vom Europäischen Rat angenommen wurde.
Die jährliche Überprüfung der Ziele zeigt erhebliche Fortschritte im Bereich Klimawandel und Energie, die vor allem durch verringerte Emissionen von Treibhausgasen und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen erzielt wurden. Auch im Bildungsbereich sieht es gut aus, wobei vor allem die Verringerung der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein soziales Plus bedeutet. Ein wesentlicher Fortschritt ist auch im Bereich der höheren Bildung festzustellen, für die weitgehend die weibliche Bevölkerung verantwortlich ist. In 15 Mitgliedsstaaten liegen Frauen bereits weit vor den Männern.
Weniger rosig sind die Zahlen im Beschäftigungsbereich. Hier liegen die Zahlen des gemeinsamen Marktes, der durch ein Schrumpfen der arbeitenden Bevölkerung und einen Anstieg der nicht Erwerbstätigen gekennzeichnet ist. Wenn man den Generationenvertrag einhalten will, sollte die Beschäftigungsrate der 20- bis 64-Jährigen 2020 bei mindestens 75 Prozent liegen. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Die Zahlen von 2013 weisen gerade einmal 68,4 Prozent aus.
Weniger Arbeit im Süden
Dabei besteht seit langem ein klares Nord-Süd-Gefälle, das von 80 Prozent in Dänemark zu 62,9 Prozent in Kroatien reicht. Österreich (77,1 Prozent) und Deutschland (77 Prozent) treten wie so oft als ökonomische Zwillinge in Erscheinung.
Am Ende der Skala finden sich die südlichen Regionen Griechenlands, Spaniens und Kroatiens sowie die außereuropäischen Gebiete Frankreichs und Spaniens. In den italienischen Regionen Kalabrien, Sizilien und Kampanien gibt es für weniger als 45 Prozent der potentiell Werktätigen Arbeit.
Geringe Bildung macht arm
Dementsprechend ist auch die Zahl der Armutsgefährdeten in den meisten Ländern seit 2008 gestiegen. Negative Rekordhalter in dieser Kategorie sind Bulgarien, wo beinahe jeder zweite Bürger am Rand der Armut steht, und Rumänien (40%).
Das höchste Risiko zu verarmen liegt EU-weit bei Alleinerziehern. Und: Wer seinen Lebensstandard halten möchte, bildet sich fort. Wer maximal einen sekundären Bildungsabschluss vorweisen kann - was in Österreich der Hauptschule entspricht - hat dreimal schlechtere Karten als jemand, der weiterführende Schulen. Universitäten oder Fachausbildungen vorweisen kann.