Zum Hauptinhalt springen

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Von Kornelia Kopf

Wirtschaft

Geheimtipps eines Gründers: Förderungen und Wettbewerbe nützen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Warten auf das Smiley am Display: Das Gerät Wadi ist bereits vielfach im Einsatz.
© Foto: Helioz/Ian Ehm

Wien. "Traut euch!" - Das ist die zentrale Botschaft, die Martin Wesian für zukünftige Selbständige parat hat. Er selbst hat den Sprung mit seiner international schon viel beachteten Erfindung "Wadi" gewagt: Das Gerät verfeinert eine gängige Praxis zur Desinfizierung von verunreinigtem Trinkwasser. So funktioniert es: Zum Abtöten von Krankheitskeimen wie Salmonellen und Coli-Bakterien legt man eine mit Wasser gefüllte PET-Flasche in die Sonne, deren natürliche Kraft erledigt den Rest. Wadi misst die Sonneneinstrahlung und zeigt über ein kleines Display den Prozessfortschritt an. Reicht die Dauer und Intensität der Sonnenstrahlen aus, erscheint ein Smiley: Das Wasser ist trinkbar.

Der 37-Jährige wollte sein Patent, das ursprünglich das Thema seiner Diplomarbeit am Technikum Wien war, eigentlich nur nebenbei, mit einer kleinen Non-Profit-Firma, vertreiben. Schon bei den ersten Präsentationen stellte sich aber heraus, wie groß die Nachfrage nach Wadi ist. Weltweit haben etwa eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Der gebürtige Vorarlberger, der damals noch als Kunst- und Kulturmanager selbständig war, hängte seinen alten Job an den Nagel und gründete mit Georg Penteker die Firma Helioz.

Die Unternehmer rechnen damit, in den nächsten Jahren mehrere Millionen Wadis zu verkaufen. Derzeit beschäftigen sie 13 Mitarbeiter in Österreich. Die Produktion wird gerade aus Indien nach Österreich zurückgeholt.

Bekannt muss Wadi nicht mehr gemacht werden, obwohl Helioz laut Wesian noch "keinen Cent" in Marketing investiert hat. Das Gerät ist noch nicht in Serie gegangen, doch über 40 Distributionspartner warten bereits auf die fertigen Produkte.

Das Geheimnis des Wiener Unternehmers ist die Teilnahme an Wettbewerben. Das empfiehlt Wesian auch anderen innovativen Firmengründern, denn das bringe nicht nur gutes Preisgeld: "Für uns war es die einzige Art von Marketing. Man kommt gut in die Schlagzeilen." Das habe sich bei Helioz auch positiv auf die Website ausgewirkt - und eine teure Suchmaschinenoptimierung gespart. Helioz gewann unter anderem den Neptun Award 2011, landete beim Kyocera Environment Award 2012 auf Platz 3 und war für den World Technology Award 2011 nominiert. Wettbewerbe helfen außerdem, ein Netzwerk aufzubauen und bringen wichtiges Feedback: "Da kommen dann auch kritische Fragen, die zum Erfolg des Produkts beitragen."

"Mit einem Bein im Knast"

Innovativer Unternehmer Martin Wesian.
© Foto: Helioz/Ian Ehm

Helioz ist nicht die erste Firmengründung des Wirtschaftsingenieurwesen-Absolventen. "Ich mag es, mir die Zeit selbst einzuteilen und selbständig zu sein", bekennt er. Nachteile sieht Wesian im engen Korsett, das ihm die Gesetzgebung schnürt: "Sobald man unterschrieben und gegründet hat, steht man schon mit einem Bein im Knast, weil man gar nicht alle Gesetze richtig einhalten kann. Da müsste man sich drei Tage in der Woche nur damit beschäftigen." Besonders Gesetze, die vorschreiben, wie man eine Firma zu führen hat, gehen ihm zu sehr ins Detail, etwa Regelungen für die Anzahl der Toiletten.

Trotz der üppigen Förderlandschaft fehlt Wesian etwas Essenzielles in Österreich: Risikokapital. "Man muss den Leuten nicht das Geld schenken, wie das bei Förderungen oft der Fall ist", meint der Unternehmer. Die Chance, dass die Risikokapitalgeber ihr Geld wieder sehen, sei viel höher, den Gründern stehe das Kapital schneller zur Verfügung, und die Investition schaffe einen Mehrwert für alle. Wesian nennt als positives Beispiel das Land Oberösterreich, das einen Fonds aufgesetzt hat und damit in Start-Ups investiert.

Vom Staat gelenkte Risikokapitalgeber würden Gründern vieles erleichtern. Unter privaten Investoren seien nämlich auch die gefürchteten "Heuschrecken", wie etwa ein potenzieller Geldgeber, der Helioz eine Million Euro bot - unter der Bedingung, dass die Wadis mit einer kürzeren Lebensdauer produziert werden. Das lehnte Helioz ab und fand in dem Unternehmen Achen Kraftwerke - sie gehört der Familie Wöhrer aus Lend im Salzachtal - einen Investor, der ebenfalls im Feld der Grünen Technologien tätig ist.

Äußerst kritisch sieht Wesian, was Gründern blüht, wenn sie mit ihrer Firma pleitegehen. "Ganz klar, man macht Fehler", betont er. In solchen Fällen verliere man aber nicht nur das Ansehen in der Bevölkerung, auch die persönlichen finanziellen Folgen seien oft dramatisch: "Dabei sind die Menschen doch ohnehin traumatisiert genug." In den USA werde Scheitern viel positiver gesehen - schließlich lerne man ja aus seinen Fehlern. Der Helioz-Chef ist sich sicher: "Wenn wir scheitern, wird die Häme auch sehr groß sein. Diese Einstellung hindert sicher viele Menschen daran, etwas zu machen." Viele gute Ideen würden vielleicht auch aus diesem Grund nie verwirklicht.

Website Helioz