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Das Internet ist allgegenwärtig, die Gratismedien boomen, die Werbeeinnahmen sinken und die Wirtschaftskrise hat uns gerade noch gefehlt: Wie soll der Qualitätsjournalismus in dieser Zwickmühle überleben? Eine Frage, der das Radiokolleg dieser Woche nachgeht - kompetent recherchiert und präsentiert durch den Qualitätssender Ö1.
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Ältere Kolleginnen und Kollegen können sich noch gut erinnern: Die Einschulung für Jungjournalisten begann vor einigen Jahrzehnten stets mit den Worten: "Gehen Sie auf die Straße, dort liegt der Stoff für Ihren Artikel." Heute verbringen die meisten Medienleute den Großteil ihrer Tage in den Redaktionen beim Abarbeiten von Meldungen der Agenturen, PR-Firmen und Presseabteilungen von Betrieben und Organisationen. Wie ein Mitarbeiter des "Guardian" vorrechnete, muss ein Reporter in Großbritannien heute dreimal so viele Seiten füllen wie noch vor 25 Jahren - und das zu lediglich zwölf Prozent seiner Arbeitszeit mittels Eigenrecherche. Gratiszeitungen und Internet knabbern an Anzeigenbudgets und Leserzahlen und erziehen darüber hinaus zum kostenlosen Konsum. Geringere Einnahmen heißt für die Medien weniger Personal, das weniger Zeit für gut recherchierte Storys hat. Und auch die Online-Schiene spielt hier nicht wirklich Geld ein: Die einzigen Bereiche, für die im Web gezahlt wird, sind angeblich Finanzdienste und Pornoseiten. Also keine Chance mehr für den Qualitätsjournalismus? Der kürzlich verstorbene Leiter des Kuratoriums für Journalistenausbildung, Meinrad Rahofer, setzte auf den Wunsch der Menschen nach systematischer Einordnung von Informationen und Kommentierung, was eben nur ein Qualitätsmedium leisten kann. Bleibt zu hoffen, dass dieser Wunsch stark genug ist.