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Na, mehr haben sie nicht gebraucht! Einen neuen "Tatort" zu machen, noch dazu einen, der ein wenig gegen den Strich der krimiverwöhnten Zuschauer geht! Das erinnert ein bisschen an die Szene aus dem "Leben des Brian", wo jeder spontan gesteinigt wird, der "Jehova" sagt. Der neue "Tatort" war keine paar Minuten alt, schon hagelte es die ersten fauligen Tomaten via Facebook und Twitter. Das digitale Buhkonzert verstärkte sich in Folge massiv, und am Ende stand die Premiere zumindest in den Zirkeln der neuen Web-2.0-Elite als glatter Flop da. "Der Drehbuch-Schreiber soll früher in Berlin Flughäfen geplant haben", hieß es da oder "Laut Wikipedia hat die Darstellerin der Staatsanwältin von 1997 bis 2000 Schauspiel studiert. Von einem Abschluss steht dort nichts" waren noch die nettesten Sätze, die durchs Netz geisterten.
Wie auch immer, das neue "Tatort"-Duo Devid Striesow und Elisabeth Brück (die die "SZ" gar als "saarländische Lara Croft" betitelte) stand nach den ersten Blitz-Kritiken in den deutschen Medien als Loser auf verlorenem Posten. Das dürfen die beiden aber nicht persönlich nehmen: Denn der "Tatort" ist Kult. Und die virtuelle Community, die gern den Scharfrichter mimt, hat sehr spezielle Vorstellungen, wie sich ihr Liebkind zu entwickeln hat. Dass ein neuer "Tatort" sogar zu einem "Riesen-Aufstand im Netz" führt ("Bild"), ist der beste Beweis für die Treue seiner Fans und die Kraft, die dieses Stück Fernsehen hat. Welche Sendung hat heute noch die Power, die lethargische Eh-alles-wursch-Grenze soilde zu durchbrechen? Es gilt: Wer schimpft, der kauft. Auch und vor allem im Fernsehen.