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Wer Sex sells, wird Sturm ernten

Von Verena Franke

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Eine alternde Tänzerin hat es schwer, das ist nichts Neues. Was tun, wenn man merkt, dass man sich unaufhaltsam seinem Ablaufdatum nähert? Karina Sarkissova - vorstellen braucht man sie erst gar nicht - hat einen bisher einmaligen Weg für ein Noch-Mitglied des Staatsballetts gewählt, nämlich den medialen "Ich muss unbedingt ein ,Seitenblicke‘-VIP werden". Wie man so schön sagt: auf Biegen und Erbrechen - Pardon, Brechen. Und was natürlich folgen musste, war eine Biografie der fast 30-Jährigen mit Geständnissen, die sie im Nachhinein nicht für die Buchvermarktung hören wollte. Tja, Pech gehabt, denn Sex sells. Auch wenn man aus der beruflichen Hochkultur stammt, ist man davor nicht gefeit.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Sturm im Boulevard-Blätterwald und Wirbel um eine Buch-Präsentation - der Autor hat sie übrigens als die schlimmste Narzisstin bezeichnet, die ihm begegnet sei.

Sarkissova kennen somit Kulturbanausen und Ballettliebhaber. Mit aufgebauschten Nachrichten werden Zeitungs- und Magazinseiten gefüllt, bestes Beispiel dafür: Die aktuelle Saison wird ihre letzte sein. Na no na ned, würde der Wiener sagen.

Ehrlich, braucht Ballett-Chef Manuel Legris eine Tänzerin, die im vergangenen Jahr aufgrund ihrer Karenzierung wegen TV-Projekt, Buch und Scheidung nicht auf der Bühne gestanden ist? Noch dazu fast im ballettösen Pensionsalter von 30? Abgesehen davon sind die Verträge sowieso saisonal. Also wird nun auch "Der Nussknacker" ohne sie über die Bühne gehen. Aber immerhin ist sie Thema dieser Glosse.