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"Wer soll sich diesen Mobilfunk-Markt antun?"

Von Wolfgang Zaunbauer

Wirtschaft

EU rechnet mit Marktneueinsteiger, Branchenkenner sind aber skeptisch.


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Wien. Am Mittwoch hat die EU-Kommission die Übernahme von Orange durch "3" (Hutchison, H3G) unter Auflagen abgenickt, am Donnerstag hat die heimische Telekomregulierungsbehörde RTR den Deal durchgewinkt. Damit steht der Übernahme der Nummer drei am heimischen Mobilfunkmarkt durch die Nummer vier nichts mehr im Wege.

Die in Hongkong beheimatete Hutchison Whampoa bezahlt 1,3 Milliarden Euro an die Orange-Eigentümer, die Investmentgruppe Mid Europa Partners und Orange/France Télécom. Allerdings muss sie einen Teil des Pakets an A1/Telekom Austria weiterverkaufen. Dazu gehören die Orange-Billigtochter Yesss!, Sendestationen und die Rechte an der Marke One, die zwischen 1998 und 2008 am österreichischen Markt war und dann in Orange aufging.

Zu den Auflagen der EU gehört auch, dass "3" sein Netz für 16 MVNOs (Mobile Virtual Network Operators) öffnet, also Anbieter, die über kein eigenes Netz verfügen, sondern die Infrastruktur anderer nutzen. Fix ist hier der Einstieg des Kabelbetreibers UPC. Wahrscheinlich wird auch Tele2 einen neuerlichen Versuch im Mobilfunk unternehmen. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass "3" diesbezüglich die Türen eingerannt werden. Ein solches Unterfangen ist nämlich weder billig noch risikoarm. So muss eine Marke erst einmal aufgebaut und etabliert werden.

Neuer Netzbetreiber für Kenner eher unrealistisch

Eine weitere Auflage ist, dass "3" einen Teil seiner Frequenzen an einen neuen Marktteilnehmer, genauer einen neuen Netzbetreiber abtreten muss - so sich denn ein solcher findet. Während die EU-Kommission davon überzeugt ist, haben Branchenkenner da so ihre Zweifel. "Das ist eher unrealistisch", so eine Kennerin zur "Wiener Zeitung", "der österreichische Markt ist derart kompetitiv, wer soll sich das antun?"

Ein neuer Netzbetreiber würde zwar "3"-Frequenzen bekommen und bei der Vergabe neuer Frequenzen bevorzugt, allerdings müsste er eine flächendeckende Infrastruktur aus dem Boden stampfen.

Mit derzeit noch vier hat Österreich gleich viele Netzanbieter wie etwa Deutschland. Als Neueinsteiger drängt sich von den internationalen Playern keiner wirklich auf: Telefonica (in Deutschland O2) hatte einmal eine Lizenz, gab diese aber wieder ab, Vodafone ist quasi mit A1 liiert. Damit dürfte der österreichische Mobilfunkmarkt künftig aus drei Spielern bestehen: Marktführer A1/Telekom Austria, T-Mobile und "3".

Ausgeschrieben wird die Lizenz im Frühjahr, im September soll die Auktion stattfinden. Spätestens dann wird sich zeigen, ob sich ein vierter Netzbetreiber an den österreichischen Markt wagt. Wenn nicht, bleiben die Frequenzen bei "3".