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Wer tief gefallen ist, hat leicht steigen

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer

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Während in Österreich über die U21 gejubelt wird, freut sich auch Fußball-Deutschland - über ein 2:2 gegen die Oranje. Dabei mutete das Spiel derart absurd an, dass gleich zwei Binsenweisheiten umformuliert werden mussten: Die eine stammt von Gary Lineker, er selbst schrieb nach dem 2:2 der Deutschen, die bis zur 80. Minute dominant waren und bis zur 85. mit 2:0 geführt hatten, selbstironisch auf Twitter: "Wer gesagt hat, dass Fußball ein einfaches Spiel ist, bei dem 22 Spieler 90 Minuten lang einem Ball nachjagen und am Ende immer die Deutschen gewinnen, der hat keine Ahnung und sollte absteigen." Die zweite ist jene, wonach wer hoch steige, auch tief falle. Für Deutschland kann man heuer nämlich festhalten: Wer tief gefallen ist, hat leicht hoch steigen. Oder anders: Schlimmer konnte es nach dem Aus bei der WM eh nicht mehr werden, also lässt sich ein 2:2 gegen die Oranje als Erfolg verkaufen. Es kommt halt immer auf die Perspektive an, und die scheint für das deutsche Team so schlecht nicht. Die Leistung gegen die wiedererstarken Niederländer war gut, das Team verjüngt. Mit dem Effekt freilich, dass Teamchef Joachim Löw nun gezwungen ist, diesen Prozess ohne Kompromisse fortzusetzen - und die Mannschaft, ihn erfolgreich zu gestalten. Vor allem der Sturm, der gegen die Niederländer begann - mit den Torschützen Leroy Sané und Timo Werner sowie Serge Gnabry - weckt Begehrlichkeiten auf neue Glanztaten. Doch der Druck, der auf den Anfang-20ern lastet, ist groß. Fehlt nur noch, dass von einer neuen, goldenen Generation im deutschen Fußball gesprochen wird. Denn auch die Geschichten goldener Generationen mussten schon vielfach umgeschrieben werden. Das sollte man trotz allem gebotenen Jubel auch in Österreich bedenken.