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Wer verliert, wer gewinnt

Von WZ Online

Politik

Von 130 Banken sind 25 "durchgefallen", 12 haben bereits reagiert, 13 steht vor Problemen.


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Wien/Frankfurt. Von den 25 europäischen Banken, die beim Stresstest der Europäischen Zentralbank durchgefallen sind, haben 12 bereits reagiert und in den vergangenen Monaten ihr Kapital erhöht. 13 Großbanken steht dies noch bevor, oder sie müssen zusperren. Das gilt etwa für die Volksbanken AG, die erwartungsgemäß mit einer Kapitallücke in Höhe von 865 Millionen Euro durchgefallen ist. Deren Abwicklung ist grundsätzlich beschlossen, ob sich der Volksbanken-Sektor die dazu notwendige Konzentration auf 12 Volksbanken anschließt, ist unsicher. Zwei Wochen hat die ÖVAG – wie auch die anderen – nun Zeit, der EZB einen Plan vorzulegen, der binnen neun Monaten umgesetzt werden muss.

Erste Group, RZB, Bawag, die Raiffeisen Landesbanken Oberösterreich sowie Wien/Niederösterreich bestanden die Prüfung, ob sie eine dreijährige Rezession aushalten würden. Auch die Bank Austria, als Teil der italienischen Unicredit-Gruppe gewertet, kam problemlos durch.

Die Italiener zählen zu den großen Verlierern

Sonst zählen die Italiener zu den großen Verlierern. Acht der 25 Problembanken kommen aus Italien, auch da sind es vier Volksbanken ("Banca Populare"), die sich als zu schwach erweisen. Mit der Monte die Paschi erwischte es allerdings auch einen großen Namen – das Institut ist die älteste Bank der Welt.
Nicht weniger arg ist der Test für den kleineren Nachbarn Slowenien. Zwei Institute stehen dort am Pranger. Das Zwei-Millionen-Einwohner-Land steht vor turbulenten Tagen. Griechische und zypriotische Banken sowie jeweils eine Bank aus Spanien, Portugal, Irland und Deutschland komplettieren die Mängel-Liste.
Die große Frage wird nun sein, wie die Märkte auf das Ergebnis reagieren. Immerhin zehn Prozent der 130 größten Banken Europas benötigt zusätzliches Kapital. Alle geprüften Banken zusammen haben binnen eines Jahres 60 Milliarden Euro Kapital aufgenommen.

"Die Ergebnisse des Stresstest werden garantieren, dass Konjunktur nicht mehr durch schwache Kreditvergabe behindert wird", sagte EZB-Vize Vitor Constancio in einer ersten Reaktion. "Wenn Banken Kapitallücke schließen müssen, wären erst ganz am Ende staatliche Mittel fällig", meint der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble.

NÖ und OÖ Raiffeisenlandesbanken haben gut abgeschnitten

In Österreich am vergleichsweise besten abgeschnitten haben die Raiffeisenlandesbanken von Niederösterreich und Oberösterreich, weil sie ihren Schwerpunkt nicht in den besonders gestressten Ostmärkten haben. Bis auf die ÖVAG haben alle anderen in Österreich gestressten Banken die strengen Belastungstests komfortabel geschafft.

Für die 25 im EZB-Test durchgefallenen Banken wurde ein kumulierter Kapitalbedarf von 25 Milliarden Euro ausgemacht, um im Schockszenario, das den Berg an faulen Krediten ansteigen ließe, die Mindestkapitalvorgaben zu erfüllen. Das Kapitalloch für die ÖVAG/Volksbankengruppe wurde im Stresszeitraum bis 2016 mit 865 Mio. Euro errechnet. Die ÖVAG wird es 2016 aber nicht mehr geben, ihre Abwicklung ist bereits eingeläutet, im Geschäft bleiben dann nur mehr die regionalen Volksbanken.

Von den 25 durchgefallenen Banken haben 14 noch ein Kapitalloch in Höhe von zusammen 9,5 Mrd. Euro. Der Rest, elf Institute, hat seine auf Zahlen von 2013 beruhenden Kapitalnöte schon beseitigt, indem in der Zwischenzeit Kapital erhöht wurde oder andere Kapitalmaßnahmen griffen.

Drei der durchgefallen Institute sind Griechen. An den strengen Kapitalvorgaben vorerst gescheitert sind auch zwei slowenische Banken, die ihre Lücken nach den Halbjahresdaten aber schon aufgefüllt haben. Nicht geschafft haben es ferner vier Italiener, eine portugiesische, eine irische und eine zyprische Bank. Aus Belgien war die Dexia unter den Gescheiterten, aus Österreich die Volksbanken.

Bei den Kapitalpolstern schon wieder im grünen Bereich wären nach Nachbesserungen - obwohl ursprünglich durchgefallen - eine belgische Bank, fünf italienische, zwei zypriotsche, eine französische, eine spanische und eine deutsche (Münchner Hyp).

Die Website der ECB und die der OeNB