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Wer will das Burgtheater?

Von Petra Paterno

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Die Zeit läuft. Bewerbungen können bis zum 17. Oktober eingereicht werden. Gesucht wird: eine neue Führungspersönlichkeit für das Burgtheater. Der Vertrag des amtierenden Direktors Martin Kušej läuft im August 2024 aus, der 61-Jährige will sich dem Vernehmen nach erneut bewerben. Kušejs Verlängerung, üblicherweise eine reine Formsache, ist dieses Mal alles andere als fix. Der Kärntner, der in der Ära von Klaus Bachler an Burg- wie Akademietheater als Regisseur mit der Neudeutung verstaubter Klassikern von Grillparzer bis Schönherr punktete, ist als Burgherr künstlerisch gehörig ins Schlingern geraten.

Kušej trat 2019/20 mit den allerbesten Absichten an: interkulturelles Ensemble, kosmopolitische Regiekräfte, ein einziges Feuerwerk an Neuerungen. Der angekündigte Aufbruch versandete bald, das künstlerische Resümee nach drei Spielzeiten fällt durchwachsen aus. Gewiss, die Pandemie war die nie geplante Disruption. Sämtliche Bühnen waren jedoch von den Lockdowns betroffen, viele Theaterhäuser machten nolens volens weiter, probierten Neues, stemmten sich mit Kräften gegen die Seuche. Nicht so das Haus am Ring, das in seligen, mehr als verwunderlichen Dämmerschlaf verfiel.

Jetzt wäre der Moment, um neue kulturpolitische und auch andere Akzente zu setzen. Lotte de Beer steht der Volksoper vor. Mit einer Frau an der Führungsspitze des Burgtheaters wären erstmals in der Geschichte der Bundestheater-Holding die Intendantinnen in der Mehrheit. Die Zeit ist reif.