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Nun will also der Internetkonzern Facebook auch groß ins Mobile-Payment-Geschäft einsteigen: Geht es nach dem Social-Media-Giganten, könnten Facebook-User schon bald mit einer Kryptowährung - Facecoin? - ihre Geschäfte tätigen. Das wäre in mehrfacher Hinsicht eine Sensation: Kryptowährungen genießen bisher nur wenig Vertrauen. Das ist nach den wilden Kursschwankungen der Spekulationskryptowährung Bitcoin auch kein Wunder. Eine Währung, die man für Geldgeschäfte einsetzen will, darf alles sein, nur nicht volatil.
Und Fiatgeld - also ein Geldmittel ohne intrinsischen Wert wie etwa Gold, Platin, Silber, Diamanten oder auch Tabak, Reis oder Benzin - braucht, damit es funktioniert, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Daher steht hinter Fiatgeld meist eine mehr oder weniger mächtige Regierung. Die USA mit ihren elf Flugzeugträgergruppen, der mächtigsten Armee und der größten Volkswirtschaft der Welt stehen als Garanten hinter dem US-Dollar, hinter dem Euro steht der zweitmächtigste Wirtschaftsblock des Planeten (die Eurozone erwirtschaftete im Vorjahr 12,6 Billionen Dollar und liegt damit hinter den USA mit 19,4 Billionen Dollar und knapp vor China mit 11,2 Billionen Dollar; in puncto Leistungsbilanzüberschüsse sind die führenden Länder der Eurozone Weltrekordhalter).
Facebook ist einer der mächtigsten Konzerne der Welt: Auf der Liste der Marktkapitalisierung liegt der Konzern auf dem 6. Platz hinter Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet (Google) und Warren Buffets Berkshire Hathaway. Aber auf dem jüngsten "Future Brand Index" des Wirtschaftsprüfungs- und Consultingunternehmens PricewaterhouseCoopers landet Facebook nur auf Rang 43 und ist im Vergleich zum Vorjahr um 37 Plätze abgestürzt. Angesichts der diversen Datenschutzskandale rund um das US-Unternehmen im heurigen Jahr wäre alles andere als ein Totalabsturz auch ein Wunder gewesen.
Wenn man Facebook aber nicht seine Daten anvertrauen kann, warum sollte man dem Konzern beim Geld trauen? Gleichzeitig zeigt das Beispiel China, dass Mobile Payment in die Zukunft weist. Fast überall dort - auch im winzigen Familienrestaurant um die Ecke - kann man bereits simpel und praktisch mit WeChat (der chinesischen Variante von WhatsApp) oder Alipay bezahlen.
Eine digitale Weltwährung wäre durchaus charmant. Schon der brillante Ökonom John Maynard Keynes hatte bei der Bretton-Woods-Konferenz 1944 mit der Idee gespielt, eine Weltwährung namens Bancor einzuführen, um Währungsschwankungen zu verhindern. Dass aber nicht der Internationale Währungsfonds, sondern eines Tages Internetkonzerne hinter einem solchen Zahlungsmittel stehen könnten, hätte Keynes wohl nicht gedacht.