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Wer wird Pflegeminister?

Von Werner Grotte

Politik

Die Forderung nach einem eigenen Pflegeministerium stellte Caritas-Präsident Franz Küberl am Mittwoch anlässlich der Präsentation der aktuellen Pflege-Offensive in den Raum. Küberl kritisierte den "Kompetenzwirrwarr" und den "Mangel an politischem Willen" im Pflegebereich, der zunehmend zur "sozialpolitischen Zeitbombe" heranreife. Vor allem die stark ansteigende Zahl der Altersdemenz-Fälle überfordere Pflegeeinrichtungen wie Angehörige zunehmend und werde ohne Gegenmaßnahmen zu einem "Pflege-Notstand" in Österreich führen.


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Derzeit sind bundesweit 21 Personen in ihrer Funktion als Minister, Staatssekretär oder Landesrat für Pflegefragen zuständig, "das ist keine Kompetenzaufteilung, sondern ein politisches Wollknäuel", kritisierte Küberl. Es bedürfe dringend besserer Kooperation zwischen den Ländern, aber auch der "Schaffung eines Bundes-Kompetenzzentrums, wo alle Fäden zusammenlaufen, kurz gesagt: eines Pflegeministers".

Besonders die stark ansteigende Zahl der Demenz-(Alzheimer-)Erkrankungen macht der Caritas Sorgen: Derzeit bereits 90.000 Fälle in Österreich würden sich in den nächsten 40 Jahren vervierfachen und völlig neue Prioritäten bei der Pflege einfordern: "Es gilt die größte Pflegeorganisation überhaupt, nämlich die Angehörigen, zu entlasten", forderte Caritas-Direktor Michael Landau, "denn immer mehr dieser Leute enden selbst frühzeitig als ausgebrannte Pflegefälle".

Angehörigen sollten ausgebildete Fachkräfte, wie sie etwa die Caritas anbiete, zur Seite stehen. "Dazu müssten solche aber auch entsprechend geschult verfügbar und vor allem leistbar sein", verwies Landau auf das seit 1996 nicht mehr erhöhte Pflegegeld: "Hier etwa wäre sofort Abhilfe möglich". Auch die sozialpolitische Absicherung langjährig pflegender Angehöriger will Landau endlich gewährleistet sehen, wolle man diese unverzichtbare Stütze der Gesellschaft nicht in die Armut treiben: "In zehn Jahren gehen die geburtenstärksten Jahrgänge in Pension, während die Zahl jüngerer Angehöriger sinkt".

Caritas-Brief an Politiker

Die beiden Caritas-Obersten haben daher bereits einen entsprechenden Brief an alle Parlamentsparteien geschrieben: "Darauffolgende Gespräche waren zwar prinzipiell positiv, aber insgesamt scheinen die Politiker den Ernst der Lage zu unterschätzen", warten Küberl und Landau auf "eindeutige politische Entscheidungen für ordentliche Alterspflege".

In einem Staat wie Österreich wäre diese mit nötigem Engagement und Einbindung der Wirtschaft "möglich und finanzierbar", betonte Küberl. So konnte die Caritas für die Pflege-Kampagne bereits potente Sponsoren wie die "Wiener Städtische"-Versicherung oder den Pharma-Riesen Pfizer ins Boot holen. Kein Platz sei in diesem Bereich hingegen für "tages- oder parteipolitischen Zank", warnte Küberl.

Sozialminister Herbert Haupt meint dazu, sein Ministerium sei bereits ein solches "Kompetenzzentrum", die Pfleger-Ausbildung würde laufend verbessert, einheitliche Pflege-Qualitätsstandards aber von den Ländern verweigert.

Die bundesweite "Pflege-Informationsoffensive" der Caritas läuft bis Mitte Oktober. Der Telefon-Anbieter atms hat eine kostenlose Service-Nummer (0800/880 280, tgl. 8 bis 16 Uhr) eingerichtet, unter der Caritas-Mitarbeiter ab sofort Hilfe anbieten.

http://www.caritas-austria.at