Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Finanzmärkte haben zwar in der Euro-Krise viel zerstört, aber sie haben die Politiker auch zu jener Einigung geprügelt, die nun vorliegt. Griechenland ist für mehr als zehn Jahre vom Markt "weggekauft" worden, in dieser Zeit kann das Land seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen. Dass sich private Investoren beteiligen ist richtig, sie haben mit Zinsen in Höhe von 17 Prozent gut verdient und mitgeholfen, dass die Einsparungen Griechenlands bisher fruchtlos blieben.
In der getroffenen Regelung steckt jede Menge Finanz-Technik, aber auch ein Qualitätssprung europäischer Politik: Der Euro-Rettungsfonds kann nun autonom Ländern zur Seite springen. Das ist ein unbedingter Vorteil, 17 Minister und Regierungschefs brauchen dafür einfach zu lange.
Trotzdem gibt es Politiker, die den Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone fordern (BZÖ) oder nun meinen, der Steuerzahler zahle diese Zecke (FPÖ). Solche Sätze sind zwar leicht verständlich, bleiben aber trotzdem strahlender Unsinn.
Wenn die hochverschuldeten Länder den Euro verlassen würden, dann schaut es mit den guten Wachstumszahlen Österreichs sehr bald anders aus, in den Betrieben würden Zehntausende Jobs verloren gehen. Die Turbulenzen in der Euro-Zone hätten zudem etliche Banken in Probleme gebracht, auch in Österreich wären Sparguthaben verloren gegangen. Das wurde nun verhindert.
Es wird sehr lange dauern, bis Österreich das in den Euro-Rettungsfonds eingezahlte Geld zurückbekommt, aber es kommt zurück. Auch ein Häuslbauer kann seinen Kredit nicht in drei Jahren tilgen, sondern wird zehn bis 20 Jahre benötigen.
Europa ist kompliziert geworden, stimmt. Es fehlt nicht so sehr an Visionen als an Regierungen, die EU und Euro als das präsentieren, was sie sind: die beste Chance, in einer globalisierten Welt zu bestehen. Dazu bedarf es Weiterentwicklung.
Österreich ist seit 1995 Mitglied der Union und hat 16 Jahre lang davon profitiert. Nicht der Bodensee und der Neusiedlersee markieren Grenzen, sondern die Außengrenze der EU. Österreich ist größer geworden - für jeden, der es anderswo probieren möchte. Und jene, die das nicht wollen oder können, haben hier Jobs, die von dieser neuen Größe gesichert werden. Europa ist nicht perfekt, beileibe nicht. Aber es ist - im globalen Vergleich - der lebenswerteste Platz auf der Welt. Das sollte bei aller Kritik auch einmal gesagt werden...