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Wer zu früh kommt, den bestraft der Sport

Von Christian Mayr

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Nichts Schlimmeres gibt es für Spitzensportler, als wenn sie statt zu trainieren und wettzukämpfen, verletzungsbedingt zur Untätigkeit gezwungen sind. Besonders bitter ist eine Zwangspause, wenn sie kurz vor entscheidenden Bewerben stehen und eine Verletzung daher quasi inakzeptabel ist. So gesehen ist es menschlich verständlich, dass derzeit sowohl Motorrad-Ass Valentino Rossi als auch Slalomfahrerin Veronika Velez-Zuzulová von wundersamen Blitz-Comebacks träumen, statt sich in Ruhe auszukurieren. Wundersam deshalb, weil beide nach medizinischem und logischem Ermessen besser nicht mit ihren gefährlichen Sportgeräten frühzeitig wieder kompetieren sollten, weil sonst womöglich Schlimmeres passiert. Besonders krass ist die Situation beim neunmaligen Champion aus Italien, der sich vor drei Wochen bekanntlich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hat. Ein Training auf seiner Yamaha hat der Dottore bereits absolviert, sodass ein Renneinsatz am Sonntag in Aragón für den 38-Jährigen möglich war. Bei allem Respekt vor dem Streben nach Titel Nummer zehn für Rossi - angesichts des Rückstands von 42 Punkten auf die Spitze ist der Titel heuer als Halbinvalide völlig utopisch. Die slowakische Skifahrerin wiederum träumt von Olympia, weshalb sie ihre schwere Knieverletzung mit einer alternativen OP-Methode rechtzeitig vor Pyeongchang verschwinden lassen will. Statt der üblichen sechs bis achte Monate Pause sollen es so nur deren zwei sein. "Es ist zwar ein Risiko, aber ich will meinen Traum bis zum Ende verfolgen", erklärte Velez-Zuzulová. Bis zum Ende also. Manchmal ist das nicht nur metaphorisch, sondern buchstäblich zu nehmen - wenn nämlich Karrieren (und im schlimmsten Fall sogar Leben) zu Ende gehen, weil Sportler es mit der Brechstange versuchen. Dann müssten sie eigentlich von ihren Trainern vor ihrem eigenen Ehrgeiz geschützt werden.