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Manchmal sind es nur Nuancen, die über den sportlichen Erfolg entscheiden. Ein Windstoß beim Skispringen, eine ausgestreckte Hand im Fußball oder - wie nun am Sonntag beim Grand Prix von Jeddah passiert - ein zu nahe am Heck eines Rennautos ruhender Wagenheber. Was auf den ersten Blick mit freiem Auge gar nicht wahrgenommen wird, kann auf das Ergebnis ganz ordentliche Auswirkungen haben. Früher nannte man das Schicksal, heute versucht man mithilfe moderner Messtechnologien, Kameras und (Straf-)Punkten den Zufall aus dem Wettbewerb zu verbannen.
Allerdings sollte man hier nicht den Fehler begehen, der Technik etwa die Schuld an so mancher Fehlentscheidung zu geben. Die eingesetzten Messgeräte liefern in der Regel binnen weniger Sekunden, was sie liefern sollen: exakte Messergebnisse und hochauflösende Videobilder. Die Schwachstelle ist hier nicht die Technik, sondern der Interpret der Daten. Das Unvermögen des Menschen, binnen kürzester Zeit das Material zu sichten und eine Entscheidung zu treffen, führt nicht selten zu Fehlschlüssen. Das ist Stress pur: Wer schnell reagiert, könnte etwas übersehen, wer sich Zeit lässt, muss sich bohrende Fragen gefallen lassen.
Im Idealfall sollte dieser Prozess maximal eine Minute dauern, alles was darüber liegt, ist nicht mehr zumutbar. Gar nicht geht, einem Athleten nach Rennende und vollzogener Siegerehrung den (Stockerl-)Platz zu nehmen, wie dies bei Alonso am Sonntag in Jeddah - der Sieg ging an Sergio Perez - der Fall war. Auch wenn das Urteil nach Protesten widerrufen wurde: Derart späte Entscheide gehören verboten. Es schadet um Sport und ist peinlich.