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Werbespot-News

Von Andreas Rauschal

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Wir schreiben das Jahr 2011. Die Welt gerät nicht nur bei Lars von Trier ins Wanken. Europa wird von der Krise bedroht wie Mutter Erde vom Planeten "Melancholia" im Film gleichen Namens. Den Banken fehlt es an Geld. Die Inflation macht den Spargang sehr teuer. Die Überfischung der Meere schreitet voran.

Von alledem künden zwar auch die Nachrichten. Wer über die nötige Media Literacy verfügt, bezieht seine News aber schon längst aus der Werbung. Dort lauert der Abgrund hinter Bildern, die die Welt noch als heil porträtieren. Und je heiler das Bild, desto kaputter der Sachverhalt, der ihm zugrunde liegt.

Nicht von ungefähr spricht Käpt’n Iglo heute als Landratte Seemannsgarn. Weil wir alle bemerken werden, dass man die Verpackung nicht essen kann. Wenn der letzte Dorsch gefangen (und paniert!) sein wird, haut uns der Wassermann mit Chicken Nuggets in die Pfanne. Männer freuen sich über 2,75 Promille, pardon, Prozent Zinsen aufs Sparbuch wie ein Kind über Eislutscher - und liegen doch nicht aus Spaß, sondern nach ihrer Kündigung müßig herum. Wie sich ältere Menschen wiederum noch erinnern, ging die Werbung in den 80er Jahren mit "Vorsorge" und "Bausparen" vergleichsweise wirtschaftlich um. Dafür wird der Sparefroh jetzt mit dem Hausverstand angelockt (die Lage ist ernst!), während der Unternehmer gleichsam für als auch mit sich selbst wirbt - er hat "ja nichts zu verschenken". Der Rat-auf-Draht-Spot kommt nur mehr selten. 147 ist heute ein Selbstläufer.