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Kein Mensch ist zu klein, um in das zu fallen was der Markt gerne als „Zielgruppe” bezeichnet. Ab zwölf Jahren ist man in Österreich Teil der für die Fernsehwerbung interessanten „werberelevanten Zielgruppe”, in Deutschland ab 14 in den USA ab 18. Aber es gibt auch eine Gruppe, die bereits mit drei Jahren beworben wird. Hier geht es um extra auf die Kleinsten zugeschnittene Werbung, die bei ihnen Bedürfnisse weckt, mit denen sie dann ihren Eltern in den Ohren liegen. Wer sich einmal das britische Privatfernsehen angesehen hat, weiß, dass dort die Werbung keine Gefangenen macht. Gnadenlos - alle paar Minuten - schicken die Sender die immer und immer wieder gleichen Spots über den Schirm: Für sündteure Schuhe, bei denen man die Schleife auswechseln kann oder sammelbare Teddybären, die singen, wenn man sie drückt. Die Frequenz der Spots ist deutlich höher als im normalen TV, so hoch, dass man fast von einer Gehirnwäsche sprechen könnte.
Manche deutschen Sender sind hier zwar auch nicht besser, im öffentlich-rechtlichen Programm (hierzu gehört auch der ki.ka) lebt man aber vergleichsweise auf einer Insel der Seligen. Insofern ist es interessant, dass ORF-Radiodirektor Karl Amon gerade jetzt von der Notwendigkeit eines Kindersenders im Radio nach dem Vorbild des Berliner „Teddy” spricht, das sozusagen als Einstieg für die Kids in das ORF-Programm dienen soll. Es wird wichtig sein, sicherzustellen, dass dieser Sender werbefrei zu sein hat. Die Gehirnwäsche der Markenprodukte startet dann ohnehin früh genug.
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