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Werbung und Wirklichkeit

Von Andreas Rauschal

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Es ist das New York der frühen 1960er Jahre: In der Werbeindustrie rollt der Rubel. Die Agentur Sterling Cooper zieht dicke Fische an Land. Kreativchef Don Draper lacht sich ins Fäustchen. Arbeitsmotto und Lebenseinstellung: Ein gutes Meeting beginnt mit einem besseren Whiskey. Es wird Kette geraucht, die Arbeit nur für schmutzige Herrenwitze unterbrochen. Der Anzug sitzt, die Frisur hält, und auch sonst ist alles senkrecht. Nach dem Meeting geht es zum Lunch. Es wird Whiskey getrunken. Im Radio singt Frankie Boy darüber, dass er es immer auf seine Weise gemacht hat. Ein Mann ging seinen Weg. Don Draper gefällt das. Er hat sich für den Resttag noch zwei Fragen zu stellen: Was kocht mir die Frau? Und mit wem werde ich sie morgen betrügen?


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So viel zur US-Serie "Mad Men", die mittwochs genießen kann, wer ZDFneo empfängt. Die Wirklichkeit ist anders. Wien ist nicht New York, 2010 eine andere Welt. Die Frauen wollen nicht mehr kochen, die Praktikanten der Werbebranche haben für Sex keine Zeit. Sie werden von ihren cholerischen Chefs mit Energy-Drinks rund um die Uhr für Arbeit gefügig gemacht. Im Meer der Krise haben die Wale an Wasser verloren. Sie drohen zu stranden. Die Lutz-Familie ist noch da und braucht einen weiteren XXX-Spot. Herrje - nicht schon wieder!

Langsam will niemand mehr von seiner Verdauung erzählen. Auch nicht für Geld. Für Sätze wie "Ich fühl mich jetzt leichter" steigen die Gagen. Die Ideen für derlei Geständnisse schwinden hingegen, vom Budget ganz zu schweigen. Eine Frage durchbricht die Stille im Kreativbüro: Wie hätte Don Draper gehandelt? Was hätte er gemacht? Doch seine Asche, sie gibt keine Antwort.